120 Milchkühe verschaffen hier drei Familien das Einkommen
Wer von Petersdorf auf der AIC 8 in Richtung Westen fährt, der erreicht etwa nach einem Drittel der Strecke nach Aindling den Weiler Appertshausen. Allein 120 Milchkühe verschaffen hier drei landwirtschaftlichen Betrieben Lohn und Einkommen. Dementsprechend viele saftige Wiesen grünen hier noch entlang des idyllischen Moosgrabens, der sich malerisch von Petersdorf herüberschlängelt.
"Wir sind von der Hektarzahl der kleinste Betrieb hier im Ort", sagt Josef Berthold und blickt dabei ein wenig verschmitzt, denn er und seine Frau Gabriele leisten schließlich allein mit 50 Milchkühen schon fast die Hälfte der Milchproduktion aus Appertshausen. Um diese Herde füttern zu können, haben die Bertholds entsprechend Flächen in Pacht. Ihr Hof ist der Heiß-Bauer. Ein gewisser Heiß hatte den Hof im Jahre 1837 von Georg Meuer gekauft. Seine Nachfahren verkauften ihn 1928 wiederum an die Familie Berthold.
Drei Kinder deren Eltern und die Oma leben heute auf dem Heiß-Hof, südlich der AIC 8. Daneben liegt noch ein Hof: Der Bauer von Appertshausen. Die Besitzerfamilie - Anton Steiner, seine Frau Maria, die beiden erwachsenen Kinder und die Oma - ist ebenfalls Herr über 30 Milchkühe. Und zusätzlich Stromproduzent mittels Photovoltaik. 85 Kilowatt Sonnenstrom produzieren pro Jahr über 80 000 Kilowattstunden an elektrischer Energie. Genug um 40 Haushalte im Jahresmittel mit Strom zu versorgen.
Biogasanlage versorgt Wohnhäuser der drei Landwirte
Noch mehr Strom produziert sein Vis-a-vis, der Dauma-Bauer. Die Biogasanlage von Anton und Antonie Knauer drückt Tag und Nacht bis zu 137 Kilowatt (kW) ins Netz und sie versorgt die Wohnhäuser der drei Landwirte auch im tiefsten Winter noch mit ausreichend Heizenergie. Allein bei 100 kW Leistung würde die erzielte Jahresarbeit von 800 000 Kilowattstunden bedeuteten, dass die Knauers 160 Familien Tag und Nacht mit Strom versorgen könnten.
Draußen pflücken die Kinder gerade Zwetschgen. Das heißt, Verena pflückt sicher im Gitterkorb am Kranarm des Merlot Multifarmers, während ihr Bruder sie so nah wie möglich an die ergiebigsten Quellen hievt. Wie eng diese beiden mit der Materie vor allem in der Sache Biogas vertraut sind, zeigt sich, wenn Markus sich an die PC-Steuerung der Biogasanlage setzt und gezielt Daten abruft. "Wir müssen versuchen, das Biomaterial - ein Drittel Gras- zwei Drittel Maissilage - optimal auszunutzen, denn allein die Kostensteigerungen beim Sprit und die laufenden Investitionskosten drücken schwer", erklärt Anton Knauer. Auch auf seinem Hof leben fünf Familienmitglieder.
Mit den Bewohnern der drei Höfe wären wir jetzt bei 16 Einwohnern für Appertshausen. Hinzu kommen noch zwei aus dem Einfamilienhaus nördlich der AIC 8. Also 18 Einwohner. Doch die Einwohnerzahl Appertshausens kann sich schnell mehr als verdoppeln, wenn im "Deckerheim" am Südhang über der Straße die Friedberger Pfadfinder (Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg) ihr Wochenende verbringen. Denn 22 Jugendliche finden in den beiden Schlafräumen des Hauses Platz, das 2003 eingeweiht wurde.
1280 zum ersten Mal urkundlich erwähnt
Urkundlich erwähnt ist Appertshausen zum ersten Mal im Jahre 1280 als Hatmarshausen. Der Burgstall, im Wald hoch über dem Ort gelegen, weist in die hochmittelalterliche Zeit zurück. Hadumar dürfte folglich einer der ersten Grundherren geheißen haben.
Die beiden Höfe im Tal des Moosgrabens gehörten im Jahre 1350 der Zisterzienserabtei Fürstenfeld, 1405 kaufte sie Hans von Gumpenberg auf Scherneck. Der dritte Hof war ursprünglich ein "gilt- und stiftbares Widdumgut" der Pfarrei Aindling.
Bald nach dem Dreißigjährigen Krieg kaufte Johann von Mandl (er lebte von 1640 bis 1666), Hofmarksherr auf Tandern, eine 30 Tagwerk große Wiese und drei Bauernhöfe zu Appertshausen von Franz Graf von Lodron auf Scherneck für den Preis von 2000 Gulden. Von da an bis zur Ablösung der Grundpflichten um das Jahr 1806 gehörten die drei Appertshausener Bauern zur sehr weit entfernt gelegenen Hofmark Tandern.
1752 hatten sie die steuerlichen Hofgrößen von zwei ganzen Höfen und einem Halbhof, einer Hube. 1808 kam Appertshausen im Zuge der Montgelas'schen Reformen zum Steuerdistrikt Schönleiten hinzu. Die Appertshausener gehören also zur Gemeinde Petersdorf.
Zur Kirche gehen die Appertshausener allerdings nach Aindling, wo auf dem dortigen Friedhof auch die Gräber der Familien zu finden sind.
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