Israel und Palästina: "Beide haben berechtigte Forderungen"
Die Friedenspreisträgerin Sumaya Farhat-Naser informiert am Deutschherren-Gymnasium und im Pfarrzentrum in Aichach über Hintergründe des aktuellen Kriegs.
Nachrichten aus dem Heiligen Land sind seit Kriegsbeginn ebenso unbefriedigend wie unzuverlässig. Denn jede Seite versucht der Welt ihre Sicht von Israel oder aber Palästina zu zeigen. In Aichach konnten sich Zuhörer in Gymnasium und Pfarrzentrum ein Bild aus dritter Perspektive machen. Die unter anderem in Augsburg und in Israel als Friedensstifterin ausgezeichnete palästinensische Christin Sumaya Farhat Naser sprach auf Initiative von Susanne Dorn zweimal in Aichach und stellte sich Fragen. Ins Pfarrzentrum kamen auf Einladung des Katholischen Frauenbunds 170 Zuhörerinnen und Zuhörer.
Farhat-Naser führte am Deutschherren-Gymnasium in einem sehr durchdachten Vortrag ihr Publikum zunächst in Fakten und Geschichte des Nahostkonflikts ein. Sie erinnerte an die Gründung des Staates Israel in ihrem Geburtsjahr 1948 auch als Folge des Holocausts und an die darauffolgenden Kriege, in denen Israel sich erfolgreich verteidigte und sein Gebiet vergrößerte. Ihr Fazit des Streits der zwei Völker um das eine Land lautet: „Beide haben berechtigte Forderungen.“
Die Rednerin ermuntert die Jugend, sich zu engagieren
Die Referentin kritisierte allerdings laut einer Mitteilung den Umgang Israels mit dem Land und der palästinensischen Bevölkerungsmehrheit: Exemplarisch nannte sie die immer neuen israelischen Siedlungen im palästinensischen Westjordanland und die Wasserversorgung. Bei dieser bekomme jeder Israeli die vierfache Menge wie ein Palästinenser. Ebenso wichtig sei die Unterstützung des Einzelnen durch Botschaften und Regierung, wenn er zum Beispiel im Ausland Probleme habe: „Um mich kümmert sich niemand.“ Schließlich brauche jeder Palästinenser täglich Stunden für wenige Kilometer aufgrund der vielen und willkürlichen Kontrollpunkte sowie getrennter Straßen. Die promovierte Botanikerin beließ es indes nicht bei Kritik, sondern gab Anleitungen zur Gewaltlosigkeit: „Ich glaube nicht an den Hass. Hass kann man überwinden.“
Geschickt veranschaulichte Farhat-Naser die geschilderte Situation an ihrer eigenen Person. Bis 1993 sei es sogar verboten gewesen, dass Israelis und Palästinenser miteinander sprachen: „Die Ideologen wollen nicht, dass wir miteinander reden.“ Dies sei allerdings nur bei Männern bestraft worden, darum habe sie seinerzeit ihr Zentrum für Frauen gegründet: „Je mehr wir uns zugehört haben, desto deutlicher haben wir gemerkt, wie wenig wir voneinander wissen. Wir haben alle dieselben Probleme und Wünsche.“
Sie ermutigte ihre Zuhörerschaft darum zur Gewaltlosigkeit, zu der unbedingt das Bewusstsein der Verschiedenheit der Menschen, des eigenen, gleichen Werts und das Ausbrechen aus Spiralen des gegenseitigen Provozierens gehöre: „Im Krieg verlieren alle.“ Rednerin ermunterte die Schülerinnen und Schüler weiter zum Engagement im funktionierenden deutschen Staat, um diesen zu erhalten. Der Vortrag schloss mit einer Erinnerung, wie wenig der Mensch wirklich brauche und dass darin wiederum alle gleich seien – veranschaulicht an einem typischen palästinensischen Frühstück.
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