Steigt die Hochwassergefahr durch die geplante Bebauung in Fischen?
Bei Starkregen kann es in Vorderfischen zu Überschwemmungen kommen. Das geplante Wohngebiet „Kapellenfeld“ könnte die Lage verschlimmern. Ein Planungsbüro soll Vorsorgemaßnahmen entwickeln.
Im geplanten Wohngebiet „Kapellenfeld“ wird es nach Einschätzung des Pähler Gemeinderats nicht zu Problemen mit dem Regenwasser kommen, da das Gelände nach Norden abfällt. Obwohl dort eine große Fläche versiegelt wird, könne das Wasser, das nicht auf den Grundstücken zurückgehalten werden kann oder dort versickert, leicht in den nördlich gelegenen Schwarzbach ablaufen. Doch genau dieses Ablaufen könnte für die Bewohner des neuen Wohngebiets von Vorderfischen zum Problem werden.
Wie Berechnungen zeigten, treten bereits jetzt bei Starkregenereignissen der Weißbach und der Schwarzbach über ihre Ufer und vereinigten sich zu einem Gewässer. Das Wasser würde sich im Extremfall in den Ort ergießen und mehrere Anwesen westlich der Weilheimer Straße überschwemmen. Die zusätzliche Einleitung von Regenwasser in den Schwarzbach würde die jetzt schon schlechte Situation weiter verschlimmern. Richard Graf (Parteilose Wählerschaft Fischen am Ammersee), der selbst betroffen ist, sagte in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats dazu: „Ich hab’ Angst, dass wir da unten jämmerlich absaufen.“
Bürgermeister Werner Grünbauer sieht das Problem auch. Es werde von der Verwaltung ernst genommen. Es sei bereits ein Planungsbüro beauftragt worden, zu ermitteln, welche Vorsorgemaßnahmen zu treffen sind.
Mögliche Bodendenkmäler könnten die Baukosten erhöhen
Ein anderer Punkt, der dem Gemeinderat Sorgen macht, sind mögliche Bodendenkmäler auf dem Kapellenfeld. In der Region werden Hügelgräber vermutet, außerdem verlief durch das heutige Vorderfischen eine Römerstraße von Raisting nach Osten. In der Nähe dieser Straßen ist mit historischen Relikten zu rechnen. Thomas Baierl (Freie Wähler) hat Bedenken, dass durch die dann vorgeschriebene Beteiligung des Denkmalamts Kosten auf die Grundstücksbesitzer zukommen. Er wolle ein solches Risiko insbesondere den Bürgerinnen und Bürgern nicht zumuten, die ein Grundstück im Einheimischenmodell erwerben. Für sie seien Zeitverzögerungen beim Bau ihrer Häuser und dadurch anfallende Mehrkosten besonders schlimm.
Ist das geplante Baugebiet in Fischen überdimensioniert?
Auch die Auswirkung des großen Baugebiets mit seinen 58 Wohneinheiten auf die Infrastruktur der Gemeinde wurde diskutiert. Laut Demografie-Statistik werden auf dem Kapellenfeld nach dem Vollausbau bis zu 90 Kinder leben, die sich aber über viele Jahrgänge verteilen. Zu einer Überlastung der bestehenden Kitas werde es daher nicht kommen. Gerhard Müller (Politik für Pähl) zeigt sich eher skeptisch. Er rechnet mit einem hohen Nutzungsgrad des Kita-Angebots: „Die Kinder müssen betreut werden, weil beide Eltern das Geld verdienen müssen, um das Haus abzubezahlen.“
Gedanken machten sich die Räte auch über die Notwendigkeit des Baugebiets. Die Kritiker halten es mit seinen 58 Wohneinheiten für eine Gemeinde in der Größe von Pähl für überdimensioniert. Die Befürworter erachten die Größe für angemessen, weil das Kapellenfeld nur nach und nach bebaut werden soll, und so über einen längeren Zeitraum kostengünstigere Grundstücke für Einheimische zur Verfügung stünden. Nach Einschätzung von Andreas Ottinger (CSU) gibt es viele Menschen in Pähl, die „keine 800 Euro für einen Quadratmeter zahlen können“. Den Bau einer Nahwärmeversorgung, die ein Bürger angeregt hatte, hat der Rat abgelehnt, weil es in der Nähe keinen geeigneten Wärmeerzeuger wie etwa ein Blockheizkraftwerk einer Biogasanlage gebe. Auch einen Kreisverkehr an der Einmündung der Erschließungsstraße in die Weilheimer Straße wird es nicht geben, weil der dafür notwendige Platz fehlt.
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