25-Meter-Laster: Fluch oder Segen?
Am 9. und 10. Oktober kommen in Berlin die Fachminister der Länder zusammen, um eine Vorentscheidung über die Zulassung sogenannte Giga-Liner zu treffen.
Von Simon Kaminski, Landkreis Augsburg
Baustelle, verengte Fahrbahn und rechts ein Lastwagen mit Anhänger. Wie lang ist denn der noch? Dieser Stoßseufzer wird wohl schon jedem Autofahrer beim Versuch sich an einem Brummi vorbeizuschieben, entwichen sei.
In Zukunft könnte ein solches Manöver mitunter noch länger dauern: Am 9. und 10. Oktober kommen in Berlin die Fachminister der Länder zusammen, um eine Vorentscheidung über die Zulassung sogenannte Giga-Liner, sprich extra langer und schwerer Laster im XXL-Format, zu treffen.
Zum Vergleich: Bis dato sind die rollenden Warenlager auf 18,75 Meter begrenzt. Die Giga-Liner bringen es auf bis zu 25 Meter. Mit ihren 600 PS starken Zugmaschinen könnten sie bis zu 60 Tonnen befördern. Bei einem Pilotprojekt auf ausgewählten Strecken in Niedersachen wurde das Gesamtprojekt noch auf 40 Tonnen begrenzt.
Ist das ökonomisch und ökologisch sinnvoll oder belastet es unsere Straßen zusätzlich und verlagert den Verkehr noch stärker von der Bahn auf die Straße? Längst tobt ein Streit über diese Fragen. Auf welche Seite sich der Freistaat schlägt, entscheidet sich - nach Auskunft aus dem Verkehrsministerium - in den nächsten Tagen und Wochen.
Das Gersthofer Unternehmen Schmid Logistik ist da schon deutlich weiter. Thomas Link sieht in der neuen Technik große Chancen, die Steigerung des Verkehrs abzumildern, da einfach weniger Fahrzeuge für die gleiche Menge Ladung benötigt wurden. "Richtig Sinn macht das aber nur, wenn 60 statt 40 Tonnen erlaubt sind", betont Link, der nicht glaubt, dass die Bahn erhebliche Einbußen durch die Giga-Liner erleiden müsste.
Ähnlich wird das auch bei der Spedition Dachser, die eine Niederlassung in Gersthofen betreibt, gesehen. Die Idee, mit größeren Kapazitäten Transporte wirtschaftlicher und ökologischer organisieren zu können, sei grundsätzlich positiv, heißt es aus der Zentrale in Kempten. Allerdings sei es erforderlich, dass dabei zunächst alle "Aspekte der Verkehrssicherheit" eingehend untersucht werden müssten.
Deutlich zurückhaltender ist Brigitte Pufe, Chefin der gleichnamigen mittelständischen Spedition mit Sitz im Gersthofer Gewerbegebiet, angesichts der neuen Giganten der Autobahn. Für ihre Firma sei der Einsatz der Super-Liner nicht interessant. "Ich bin auch etwas skeptisch, ob sich die Technik in Deutschland durchsetzt - wir sind schließlich nicht in Australien, wo es über Hunderte Kilometer geradeaus geht", so Brigitte Pufe.
In diese Richtung denkt auch die Autobahndirektion Südbayern. Dort will man das Argument der Befürworter der Giga-Liner, dass die Last auf die Fahrbahn durch die Verteilung des Gewichts auf die höhere Anzahl der Achsen unterm Strich nicht erhöht werde, nur bedingt gelten lassen. Dabei würden, so heißt es aus München, die Brücken vergessen, die das volle Gewicht der Kolosse zu spüren bekomme.
Die einzelnen Bauwerke müssten mit erheblichem Aufwand überprüft werden. In vielen Fällen sei fraglich, ob die notwendige Sicherheitsreserve bei der Belastung dann noch vorhanden sei. Probleme erwartet die Autobahndirektion auch auf den Rastplätzen, die für 25-Meter-Lastwagen nicht ausgelegt seien.
In die gleiche Kerbe schlägt der ADAC Bayern. "Milliardenkosten" sieht der Automobilclub auf den Staat zurollen. Damit aber nicht genug, der ADAC fürchtet auch Sicherheitsprobleme, zum Beispiel beim Überholen der Giga-Liner.
Nicht häufig stehen der Bund Naturschutz und der ADAC bei verkehrspolitischen Themen Seite an Seite. In diesem Fall wollen beide das Gleiche: den Superlaster verhindern. Paul Reisbacher, Bund-Kreischef, sieht die Gefahr, dass durch die neuen Lkw noch mehr Güter auf die Straße transportiert werden. Reisbacher: "Damit wird eine Entwicklung noch beschleunigt, die ohnehin schon seit Jahrzehnten in die falsche Richtung geht." "Tagesgespräch
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