Der Staufenberg und seine Geheimnisse
Bonstetten Der Blick streift weit über die Landschaft, im Nordwesten liegt die Parkstadt von Donauwörth dahinter der Höhenzug der nördlichen Alb. Wir befinden uns auf der nördlichen Seite des Staufenbergs, der mit 577 Metern höchsten Erhebung in der ganzen Region. Um diesen Berg herum schlängelt sich der neue geologische Lehrpfad. Im Juni eingeweiht, ist er der ganze Stolz der Bonstetter geworden, wie Bürgermeister Anton Gleich berichtet.
Von Marlen Singer (Text) und Marcus Merk (Fotos
Drei Strecken gibt es rund um Bonstetten, sie sind zwischen drei und sieben Kilometer lang, alle sind ausgeschildert. Einer der Väter dieses Pfades, den Dr. Hartmut Last von der Bürgerstiftung Augsburger Land angeregt hatte, ist Dr. Hermann Volkmann. Wer mit ihm die verschiedenen Stationen besucht, hat gleich doppelten Genuss - einmal gibt es eine Lehrstunde in Archäologie, zum anderen steckt seine Begeisterung für die doch manchmal trockene Materie an. "Wir befinden uns hier auf den ältesten eiszeitlichen Schottern", erzählt Volkmann. Wie auf einer Terrasse verläuft hier der Weg - und das in 500 Metern Höhe. Und dann verrät er, dass die sechs Eiszeiten diese riesigen Schotterpakete abgelagert haben. Durch den Wechsel von Warm- und Kaltzeiten, durch unterschiedliche Mengen von Schmelzwassern wurde das Gebiet geprägt.
Nagelköpfe, die aus der Felswand herausschauen
Eine Station auf dem Rundweg ist ein Nagelfluhvorkommen. Der Name dieses Gesteins kommt aus dem Schweizerischen und bezieht sich auf das wie Nagelköpfe aus der Fluh (Felswand) herausschauende Geröll. Es wird auf dem Staufenberg heute noch abgebaut und zum Beispiel für Einfassungen von Wegen verwendet. "Die Menschen hatten früher kein anderes Material zum Bauen, es gab nur noch Lehm", erklärt Volkmann. In der Nagelfluhgrube sind die verschiedenen archäologischen Schichten zu sehen.
Viele Bonstetter sind stolz auf den neuen Lehrpfad, aber nicht alle. Einer, der das Vorhaben von Anfang an boykottierte, ist ein örtlicher Landwirt. Er verwehrte sich dagegen, dass eine Schautafel auf seinem Grund aufgestellt wird, außerdem legt er gerne mal Tannenzweige vor die Nagelfluhvorkommen. "Da können wir nichts machen, der Streit schwelt schon länger", sagt ein resignierender Bürgermeister.
Weiter geht die Tour zu einem strategisch günstigen Punkt. Unterhalb des Telekomturms, der 85 Meter hoch ist, stand bis zum Frühjahr ein Richtfunkturm der Amerikaner. Er wurde von einem Tag auf den anderen abgerissen - die Gemeinde konnte nichts dagegen tun, obwohl sie eigentlich die Nutzung übernehmen wollte.
Nun soll ein neuer Turm gebaut werden - und das möglichst schnell. "Wenn wir es nicht im nächsten Jahr schaffen, dann gar nicht", sagt ein überzeugter Bürgermeister. Er hat sich sogar schon mal von einem Kran in die Höhe ziehen lassen, um zu sehen, wie hoch die Aussichtsplattform liegen muss, damit ein freier Blick über die Wipfel der Bäume möglich ist. "Mindestens 35 Meter hoch muss der Turm sein", so Gleich. Dann heißt es Steine sammeln. Die Flusskiesel, sie sind vom Wasser rund geschliffen, werden dann verglichen mit gleich großen Steinen die weiter unten mitgenommen wurden. "Die Steine hier oben sind leichter", so Volkmann. Der Grund ist ihr Alter. Etwa eine Millionen Jahre gibt es sie schon. In dieser Zeit hat das Wasser an ihnen genagt, die Geologen gehen davon aus, dass hier mal ein Fluss, die Ur-Iller, geflossen ist. Da die alten Schotter aus dem Fluss heute ganz oben auf dem Berg liegen, ist klar, dass die Umgebung abgetragen und ausgeräumt wurde. Der geologische Lehrpfad ist, wenn es nach Bürgermeister Gleich und den anderen Initiatoren geht, erst der Anfang eines regionalen Entwicklungskonzeptes für den gesamten Holzwinkel.
Tag des Geotops Am Sonntag, 16. September, haben alle Interessierten Gelegenheit, eine Führung mit Geograph Dr. Hermann Volkmann mitzumachen. Treffpunkt ist um 10 Uhr am Bräustüble, Hauptstraße 11.
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