Gemeinderäte wollen Biotop zuschütten lassen
Ausgebeutete Kiesgrube soll wieder verfüllt und zu Acker werden. Behörden plädierten für Schutz der Natur
Gablingen Darf die Firma Andreas Thaler, die im Gemeindegebiet Gablingen Kies abbaut, auf die Rekultivierung einer abgebauten Fläche verzichten und das dort bereits entstehende Biotop ihrem „Ökokonto“ zuschreiben? „Nein“, sagte die Mehrheit des Gablinger Gemeinderats nach ausgiebiger Diskussion. Das Gremium bestand auf der früher erteilten Abbaugenehmigung, die eine Auffüllung und Rekultivierung der Gruben vorschreibt.
Dabei hatten sogar die Naturschutzbehörde des Landratsamtes und das Wasserwirtschaftsamt nach einem Ortstermin dafür plädiert, die betroffene Grube nicht wieder zu verfüllen. Denn hier hätte sich bereits eine Art Biotop entwickelt, zitierte Bauamtsleiterin Helga Kraus die Fachbehörden. Auch wenn die Flächen nicht in der amtlichen Biotopkartierung erfasst seien, zeigten sie doch „Biotopcharakter als Magerstandort sowie Trocken- und Feuchtlebensraum in einer weitgehend ausgeräumten Ackerlandschaft.“ Es sei deshalb von großer naturschutzrechtlicher Bedeutung, nicht alle Abbauflächen zeitnah zu verfüllen und landwirtschaftlich zu nutzen.
Das anstehende Biotop als solches belassen
Bereits der Bauausschuss hatte den Tekturantrag Thalers abgelehnt, also auf Wiederverfüllung bestanden. Im Gemeinderat votierten gerade die vertretenen Landwirte Martin Brem und Georg Reinsch (beide CSM) für eine Verfüllung, damit die Fläche später landwirtschaftlich genutzt werden kann. Andernfalls könne der Unternehmer ja bei der Rekultivierung dort eine Streuobstwiese anlegen, schlug Reinsch vor. Albert Eding (SPD/FW/BU-Fraktionsgemeinschaft) mahnte zur Achtsamkeit: „Wenn wir jetzt die Flächen verfüllen, sind sie ein für allemal verloren“. Wie Martin Uhl (CSU) war Eding der Meinung, das entstehende Biotop als solches zu belassen. Man habe ja auch bei der Konzeption des neuen Flächennutzungsplans „händeringend“ nach Biotopen gesucht, erinnerte Uhl. „Das ist ein gewachsenes Biotop, was kann uns denn Besseres passieren?“, so Uhl,
Christian Kaiser (fraktionslos) interessierte sich für die Folgen, wenn die Fläche unverfüllt bleibe. Sein Antrag, das Thema zu vertagen und die Konsequenzen erst zu prüfen, wurde allerdings abgelehnt. Sechs Gemeinderäte votierten schließlich im Sinne des Landratsamtes - das entstehende Biotop zu belassen - neun für die Wiederverfüllung der ehemaligen Kiesgrube.
Reihenhäuser im Bereich des Überschwemmungsgebietes
Ein Bauvorhaben in Gablingen an der Hauptstraße – praktisch unmittelbar im Überschwemmungsbereich der Schmutter gelegen – beschäftigt den Gemeinderat in unterschiedlichen Variationen immer wieder. Für einen „Dreispänner“, sprich drei Reihenhäuser, lag aus dem Jahr 2011 bereits eine grundsätzliche Genehmigung vor, die viele Auflagen wegen des Hochwasserschutzes enthielt. Die Gemeinde hatte damals explizit darauf hingewiesen, dass sie in nächster Zeit keine Schutzmaßnahmen für den Fall eines hundertjährigen Hochwassers treffen könne.
Jetzt stellten die Bauwerber zur Überraschung des Kommunalparlaments einen Antrag auf Vorbescheid, der die Nutzung des Grundstücks mit vier Reihenhäusern beinhaltet. Die Gebäude sind allerdings anders situiert als beim früheren Bauantrag.
Laut Bauamtsleiterin Helga Kraus würde auch Kreisbaumeister Frank Schwindling dort lieber nur drei Gebäude sehen, wenngleich er bei Einhaltung von Hochwasserschutzmaßnahmen dem Vierspänner „grünes Licht“ erteilen wolle. Bauplanungsrechtlich könne man den Antrag auf Vorbescheid nicht ablehnen, da er den Vorgaben entspreche, betonte Helga Kraus.
Der Gemeinderat einigte sich schließlich auf zwei Beschlussfassungen. Das Gremium lehnte den Vierspänner ab und verwies auf die Maßgaben des Hochwasserschutzes. Dem Dreispänner in derselben Situierung erteilte er seine Zustimmung.
Termin: Die nächste Sitzung des Gemeinderats Gablingen findet am Dienstag, 15. Oktober, statt.
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