Gewerbegebiet in Neukirchen steht auf der Kippe
Bürgermeister Toni Brugger erntet bei einem Gespräch vor Ort scharfe Kritik. Nun soll eine Alternativlösung gesucht werden
Die geplante Erweiterung eines Gewerbegebiets sorgt in Neukirchen für Zoff. Geht es nach dem Thierhauptener Marktgemeinderat und Bürgermeister Toni Brugger, soll das Gewerbegebiet „Am Sportplatz“ um 1,5 Hektar Richtung Westen erweitert werden. Diese Rechnung wurde jedoch ohne die Neukirchner Bürger gemacht. Die Mehrheit der Anwohner haben für das angedachte Gebiet ganz andere Pläne. Sie wollen, dass dort in den kommenden Jahrzehnten Bauland für Häuslebauer entsteht.
Nun fand am Dienstagabend eigens ein Bürgergespräch im Neukirchner Schützenheim statt, um alle Bedenken rund um das Vorhaben zu klären. Wie groß das Interesse an diesem umstrittenen Projekt ist, zeigten die Besucherzahlen, denn mehr als 120 Bürger folgten der Einladung.
Nach einer emotional geführten Debatte gab es folgendes Ergebnis: Bürgermeister Toni Brugger will die Pläne für das geplante Gewerbegebiet ruhen lassen. „Ich will nicht mit dem Kopf durch die Wand“, betonte er. Nun soll nach Alternativlösungen gesucht werden. Gemeinsam mit den Behörden will er deshalb prüfen, inwiefern Flächen westlich von Neukirchen als Wohn- und Gewerbegebiet erschlossen werden können. Außerdem soll nach neuen Grundstücken für ein Gewerbegebiet am südlichen Ortsrand von Neukirchen gesucht werden.
Dass die geplante Erweiterung die Bewohner Neukirchens polarisiert, zeigten die hitzigen Diskussionen bei dem Bürgergespräch. Vor allem Bürgermeister Toni Brugger musste viel Kritik einstecken. Die Bürger warfen ihm vor, dass er nicht hundertprozentig hinter ihnen und ihren Wünschen stehe. „Du bist unser Bürgermeister, du musst uns doch helfen“, sagte eine Bürgerin zu Brugger. Sie sprach damit scheinbar der großen Mehrheit der Anwesenden, die ihre Wortmeldung mit tosendem Applaus unterstrichen, aus der Seele.
Aber damit nicht genug, selbst aus den Reihen des Gemeinderats hagelte es harsche Anschuldigungen gegen den Regierungsstil des Rathauschefs. Das Neukirchner UB-Ratsmitglied Dieter Tronecker beschuldigte Brugger, dass das Gremium im Vorfeld nur unzureichend in die Planung der Erweiterung eingebunden worden sei.
Im Gespräch mit unserer Zeitung verwies der Bürgermeister jedoch darauf, dass es sich nicht um einen Alleingang seinerseits handle, da der Gemeinderat bei allen Entscheidungen mit eingebunden worden sei. Außerdem sei die Idee eines Gewerbegebiets am westlichen Ortsrand nicht neu. Die Erweiterung sei seit Jahren bekannt. Weshalb der plötzliche Gegenwind für das Vorhaben mehr als überraschend sei. Und auch den Vorwurf, dass er die Sorgen und Wünsche der Neukirchner nicht ernst nehme, verneinte Brugger vehement. Bewusst habe er das Bürgergespräch gesucht und nach knapp 40 Jahren sogar wieder eine Gemeinderatssitzung in dem Ortsteil abgehalten.
Viele Bürger von Neukirchen wehren sich so vehement gegen das geplante Gewerbegebiet, weil damit der westliche Ortsrand von Neukirchen fast nahtlos von einem Gewerbegebiet ummantelt wäre. Mit der Erweiterung befürchten die Anwohner jedoch nicht nur einen Wertverlust ihrer Immobilien, sondern auch gesundheitliche Folgen. Denn eine Sorge der Anlieger ist, dass schädliche Emissionen und Lärm von dem geplanten Gewerbegebiet in das Ortsinnere geweht werden.
Außerdem befürchten sie, dass man sich durch das Vorhaben auch die Weiterentwicklung verbaue, da dadurch am westlichen Ortsrand kaum noch Wohnland geschaffen werden könne und Neukirchen in Zukunft lediglich in Richtung Osten weiterwachsen könne.
Zwar sei die große Mehrheit in Neukirchen damit einverstanden, für bereits ansässige Unternehmen geeignete Grundstücke zu erschließen, aber eben nicht in dem geplanten Gebiet. Als einen Alternativstandort wurde von den Bürgern aus Neukirchen der südliche Ortsrand genannt, wo bereits Gewerbetreibende angesiedelt sind. Die Ablehnung der Neukirchner gegenüber dem geplanten Gewerbegebiet ist auch deshalb so groß, weil sie befürchten, dass sich der Mangel an freien Gewerbeflächen, den es in Thierhaupten gibt, nun auf ihren Ortsteil auswirken könnte und vor allem auswärtige Unternehmen die neuen Bauplätze beanspruchen.
Mit dem Gerücht, dass ein Thierhauptener Unternehmen schnellstens nach Neukirchen umsiedeln wolle, wurde zusätzliches Öl in das Feuer gegossen. Angeblich sei im Gespräch, dass der Landhandel Fröhlich zugunsten der Erweiterung des Baugebiets „Weidner Breite“ in Thierhaupten seinen Standort nach Neukirchen verlege.
Bereits während des Bürgergesprächs verneinte jedoch der betroffene Geschäftsmann Johann Fröhlich, der in seiner Funktion als Gemeinderat anwesend war, jegliche Pläne zu einem Standortwechsel nach Neukirchen.
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