Ein Besuch in der neuen Willkommens-Kita im Herrenbach
Die vier Willkommens-Kitas dienen als Vorbereitung auf ein reguläres Betreuungsangebot. Momentan besuchen nahezu ausschließlich ukrainische Kinder die Gruppen.
Eben noch ist der kleine Junge mit dem roten Buggy durch den Raum gedüst. Ein paar Minuten später sitzt er mit den anderen Kindern und Musikpädagogin Anna Kyrychenko im Kreis auf dem Boden und singt ein Lied, in dem alle ihren Namen verraten und ihren Nachbarn nach dem Namen fragen sollen - auf Deutsch. Für die Kinder im Alter von vier bis sechs Jahren ist der spielerische Ausflug in die fremde Sprache noch ungewohnt. Mit ihrer Familie sind sie aus der Ukraine geflohen und in Augsburg untergekommen. An drei Vormittagen pro Woche besuchen sie nun die Willkommens-Kita im Herrenbach, die ihnen das Ankommen in dem fremden Land erleichtern soll. Es ist nicht das einzige derartige Betreuungsangebot im Stadtgebiet.
Willkommens-Kitas stehen prinzipiell allen Kindern offen
Insgesamt drei Willkommens-Kitas im Herrenbach, in Göggingen und in Lechhausen sind seit Juli in Betrieb, die vierte im Bleichviertel startet demnächst. In Göggingen hat die Kinderstube St. Johannes die Trägerschaft übernommen, die drei anderen stehen unter städtischer Regie. Bereits Ende März hatte der Stadtrat die Einrichtung von Willkommens-Kitas beschlossen, die laut Bildungsbürgermeisterin Martina Wild nicht als Ersatz für eine reguläre Kindertagesstätte gedacht sind, sondern als Vorbereitung darauf. Auch wenn dort momentan aufgrund des Bedarfs der Schwerpunkt auf ukrainischen Kindern liege, stünden die neuen Angebote prinzipiell allen Mädchen und Jungen im Vorschulalter offen.
Betreut werden maximal zwölf Kinder von einer pädagogischen Fach- und einer Hilfskraft. Gesprochen wird deutsch, mit Händen und Füßen und manchmal auf Ukrainisch oder Russisch. Etwa wenn Anna Kyrychenko mit ihnen ein Lied einstudiert. Die Musikpädagogin ist selbst vor dem Krieg aus ihrer ukrainischen Heimat geflohen, spricht gut deutsch und baut auf diese Weise Brücken zwischen den Neuankömmlingen und den Eingesessenen.
Start der Willkommens-Kitas verzögerte sich in Augsburg
Untergebracht sind die Willkommens-Gruppen in Räumen, die eigentlich als Standorte für Mini-Kitas vorgesehen sind - im Herrenbach wurden dafür zwei Wohnungen umfunktioniert. Doch weil diese Räume mangels Personals leer standen, konnten sie umgenutzt werden. Auch der Start der Willkommens-Kitas verzögerte sich zunächst wegen der schwierigen Personalsuche. Martina Wild hofft, die eine oder andere Mitarbeiterin - etwa aus der Ukraine - längerfristig binden zu können.
Susanne Puhle, die im Amt für Kindertagesbetreuung für die Willkommens-Kitas zuständig ist, betrachtet diese Mitarbeiterinnen ebenfalls als wichtige Ressource: Die ukrainischen Hilfskräfte sprächen immer besser deutsch und seien potenzielle Fachkräfte für die Zukunft. Den Start der Willkommens-Gruppen bewertet sie positiv. "Über 60 Kinder nutzen diese Einstiegsgruppen, die mit einer nahegelegenen Kita zusammenarbeiten." Ihre Eltern, die sich untereinander vernetzten, seien sehr dankbar für dieses Angebot, weiß Puhle von den Rückmeldungen.
Freier Träger will Gleichgesinnte ermuntern
Mit dem Verein Kinderstube St. Johannes ist in Göggingen ein freier Träger mit im Boot. "Wir hatten anfangs Angst vor dieser Aufgabe", sagt Vorsitzende Nina Schmid-Schiel. Doch mittlerweile könne sie andere Träger nur ermuntern, sich an eine neue Herausforderung wie diese heranzuwagen.
Die Diskussion ist geschlossen.