Ist die Generation Z wirklich arbeitsfaul?
Von Wirtschaft bis Politik lautet die Klage: Die unter 30-Jährigen sind leistungsschwach. Eine neue Studie hat das Klischee untersucht und liefert überraschende Einsichten.
Die "Generation Z" ist faul, möchte nur noch vier Tage arbeiten, stellt zu hohe Ansprüche an den Arbeitgeber und ist onlinesüchtig. Mit diesen Vorurteilen sehen sich immer mehr die unter 30-Jährigen in Deutschland konfrontiert. Dass die junge Generation weniger leistungsfähig sei, als alle anderen Generationen, denken inzwischen fast 70 Prozent der Deutschen laut der Studie "Finanzkompass Deutschland 2023". Das Erstaunlich daran: Auch die jungen Menschen der "Generation Z" denken selbst, dass ihre Altersgruppe leistungsschwach sei. Doch stimmt es wirklich, dass die junge Generation, die gerade auf den Arbeitsmarkt schwärmt, arbeitsscheuer ist als alle anderen Generationen zuvor?
Laut dem Studienautor und Forscher Rüdiger Maas, Mitgründer des Generationenforschungsinstituts in Augsburg, ist die junge Generation mit so vielen Vorurteilen konfrontiert, dass sie inzwischen selbst glaubt, weniger leisten zu können. Das liege auch an den fehlenden Vergleichsmöglichkeiten, denn sie kenne die Arbeitswelt nur so, wie sie aktuell ist. Maas warnt vor einer selbsterfüllenden Prophezeiung: Denn wenn die unter 30-Jährigen von sich glauben, sie können nur wenig, fällt es nicht auf, wenn sie auch nur wenig leisten.
Die Generationen teilen die gleiche Vorstellung von Arbeit
Die Forderungen nach mehr Freizeit und einer Vier-Tage-Woche wird meist der jüngeren Generation zugeschrieben. Die Studie zeigt jedoch, dass die Vorstellungen vom Arbeitsmarkt generationenübergreifend fast identisch sind. Für alle Generationen sind in ihrem privaten und in ihrem Arbeitsleben die gleichen Dinge wichtig. Ehrgeizig zu sein, hat für jede Altersgruppe in etwa den gleichen Stellenwert. Ein hohes Einkommen ist für Menschen zwischen 28 und 43 Jahren am wichtigsten, die zur vorherigen "Generation Y" gehören.
Erstaunlich ist auch, dass das Thema Freizeit und Erholung bei allen Generationen, bis auf die Nachkriegsgeneration, einen ähnlich hohen Wert genießt. Denn dieser Aspekt wird in der öffentlichen Debatte meist den Jungen zugeschrieben. Einen Beruf und viel Freizeit zu haben, ist aber für alle Generationen ein wichtiges Thema. Diesen Wunsch hegen offenbar alle Beschäftigten ungeachtet des Alters. Für die Studie wurden fast 4000 Deutsche im Alter zwischen 16 und 84 Jahren befragt.
Ein neues Kräfteverhältnis – "Generation Z" hat das Sagen
Dass generationenübergreifend die gleichen Forderungen an die Arbeitswelt gestellt werden, ist für den Forscher Maas keine überraschende Erkenntnis. "Die Generation Z ist ein Spiegel der Gesellschaft, wir haben uns gesamtgesellschaftlich weiterentwickelt", betont der Generationenforscher. Dass die Nachwuchskräfte nun so negativ von den älteren Generationen betrachtet werden, liege daran, dass die Jungen auch angesichts des Fachkräftemangels nun Forderungen stellen können, die die älteren Generationen nicht stellen konnten. Heute hat sich das Kräfteverhältnis auf dem Arbeitsmarkt geändert. "Die Generation Z kann ihre Forderungen jetzt mit einer größeren Vehemenz postulieren", sagt Ralf Temporale, Mitarbeiter des Beratungsunternehmen Ernst & Young (EY), das die Studie in Auftrag gegeben hat.
Dass sich die Generationen in der Debatte immer weiter voneinander entfernen, liegt daran, dass heute nicht mehr auf einen gemeinsamen Erfahrungshorizont zurückgegriffen werden kann, sagt Forscher Maas. Heute würden etwa 90 Prozent der Eltern googeln, wenn ihrem Kind etwas fehle. Bevor es das Internet gab, habe man sich auf die Erfahrungen der eigenen Eltern verlassen. Heute fragen viele Eltern ihre Kinder um Rat, besonders im Hinblick auf technische Dinge. Einen Generationenkonflikt gebe es aber nicht. "Wir haben keinen Konflikt, wir haben kein Verständnis für die anderen Generationen", beklagt Maas.
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