An der Spitze des Fortschritts und doch nostalgisch

VonRichard Mayr

Dieser neue Bildband von Micha Pawlitzki sieht wie die gedruckte Antwort auf die ubiquitäre digitale Fotografie aus. Anstelle des immergleichen Drei-auf-Vier-Formats treten Panoramaaufnahmen, die allein schon wegen der schieren Größe beeindrucken. Pawlitzki zeigt im Verlag "Edition Panorama" sein Japan auf Doppelseiten hauptsächlich in Überbreite.

Er legt sein Augenmerk dabei auf die Architektur und Landschaft. Sein Japan, eines der am dichtesten besiedelten Länder der Erde, ist weitgehend menschenleer. Das verleiht seinen Fotografien eine ganz eigene Art von Ruhe, so als ob er hinter das hektische, nie stillstehende Leben schauen wollte. Da offenbart sich Tokio in der Totalen als gigantische Skulptur mit unzähligen Hochhäusern, Straßenschluchten.

Ein Konzentrat moderner japanischer Architektur ist in den Bildband eingeflossen, etwa Innen- und Außenaufnahmen des 2007 eröffneten National Art Centers in Tokio. Die geschwungenen Linien der Front und ein futuristisch anmutendes Café im Innern zeugen von einem Land, das die Schwelle in das technische Jahrtausend längst überschritten hat. Geschichtliches findet sich in diesen klaren Linien und kühnen Formen nicht mehr wieder. Und wenn ganze Straßentrassen durch Brücken in die Luft gehoben werden, wird die Metropole von morgen deutlich, in der nicht nur das Leben in den Hochhäusern auf mehreren Etagen stattfindet, sondern auch der Verkehr durch die zunehmende Verdichtung nach oben auszuweichen hat.

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