
Die Corona-Impfungen werden in Augsburg zur Geduldsprobe

Plus Neben zahlreichen Senioren zu Hause hoffen auch Betreute Wohnanlagen und Tagespflegen, dass ihre Klienten bald an der Reihe sind. Warum ihnen an Sammelterminen vor Ort gelegen ist.

Mangelnder Impfstoff, das sehnsüchtige Warten auf einen Termin und nervenstrapazierende Versuche, bei der städtischen Hotline durchzukommen: Das Thema Corona-Impfungen beschäftigt Tausende Augsburger, insbesondere Senioren und ihre Angehörigen. Während in den Pflegeheimen die Impfungen laut Stadt voraussichtlich Ende nächster Woche abgeschlossen sind, sofern genügend Impfstoff zur Verfügung steht, müssen sich andere Betagte noch gedulden. Nur zwei Tage lang kamen am Montag und Dienstag rund 200 über 80-Jährige – lediglich diese Altersgruppe ist derzeit bundesweit aufgerufen – im Impfzentrum an die Reihe. Dies lag an den geringen zur Verfügung stehenden Impfdosen. Wie geht es nun weiter?
Höheres Infektionsrisiko in Augsburger Tagespflege-Einrichtungen
Der schleppende Impfstart macht auch Michael List, Geschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt Augsburg, zu schaffen. Er wird mit den damit verbundenen Problemen vor allem in den sieben betreuten Wohnanlagen der AWO im Stadtgebiet mit rund 320 Senioren und in den drei Tagespflegen mit weiteren 100 älteren Menschen konfrontiert. "Wir brauchen die Impfungen in diesen Einrichtungen genauso dringend wie in den Pflegeheimen", betont er. Denn im Betreuten Wohnen oder in den Tagespflegen, die teilweise an sieben Tagen pro Woche geöffnet sind, sei das Risiko für eine Infektion aufgrund der meist stärkeren Außenkontakte noch höher als im Heim.

"Wir erleben auch derzeit in einer der Anlagen, dass sich das Virus schnell innerhalb der Bewohnerschaft verbreiten kann, wenn es denn mal Einzug gehalten hat", sagt List. Gleiches gelte für die Tagespflegen, wo aufgrund von Corona-Infektionen bei Besuchern wie Beschäftigten derzeit teilweise nur eine Notbetreuung für negativ Getestete angeboten werde.
Hohe Impfbereitschaft in den Einrichtungen
Mittlerweile hat die Stadt signalisiert, dass Klienten von Tagespflegen, betreuten Wohnanlagen oder Sozialstationen bei dezentralen Sammelterminen in den jeweiligen Einrichtungen von mobilen Teams geimpft werden sollen. List hofft, dass dies in absehbarer Zeit auch in den Häusern der Arbeiterwohlfahrt klappt. "Wir haben die Impfbereitschaft in unseren Anlagen abgefragt, sie liegt bei über 80 Prozent." List ist überzeugt, dass die Bereitschaft signifikant sinken würde, müssten diese meist nicht mehr besonders mobilen Menschen den Weg zum Impfzentrum in Haunstetten auf sich nehmen. Dass im Gegensatz zu den Pflegeheimen, wo alle impfwilligen Bewohner den Piks erhalten, in Tagespflegen und betreuten Wohnanlagen vorerst nur die Senioren geimpft werden sollen, die 80 Jahre oder älter sind, bedauert der AWO-Chef sehr. Es wäre im Sinne der Gesundheit sehr sinnvoll, auch die Jüngeren einzubeziehen.
Nach den Zahlen des Bürgeramtes leben in Augsburg nahezu 18.900 Senioren über 80 Jahren – ein Großteil davon in den eigenen Wänden und ohne Inanspruchnahme von ambulanten Hilfsdiensten. Dies bedeutet aber nicht, dass alle von ihnen den Weg ins Impfzentrum auf dem Haunstetter Fujitsu-Areal schaffen. Von dem Vorhaben, in Stadtteilen sogenannte Unter-Impfzentren einzurichten, hat sich die Stadt dennoch verabschiedet. Sub-Impfzentren würden in Landkreisen mit geringer Bevölkerungsdichte mehr Sinn machen als in einer dichtbesiedelten Stadt, sagt Gesundheitsreferent Reiner Erben.

Gegenüber unserer Redaktion hatten sich Angehörige von Senioren über den weiten und mühseligen Weg vom Parkplatz bis zum Impfzentrum, noch dazu bei Schneefall, beklagt. Um Menschen mit eingeschränkter Mobilität den Termin auf dem Fujitsu-Areal künftig zu erleichtern, können diese bei Bedarf mit einem Rollstuhl vom Parkplatz abgeholt und nach dem Termin wieder zurückgebracht werden. Die Bäuerle Ambulanz, die das Impfzentrum im Auftrag der Stadt betreibt, stellt diesen Service zur Verfügung. Ansonsten wird älteren Menschen empfohlen, eine eigene Assistenzperson zum Impftermin mitzubringen. Dies gelte auch für Personen mit Verständigungsproblemen, etwa, weil sie gehörlos sind oder die deutsche Sprache nicht sprechen.
Für bettlägerige Augsburger gibt es Impf-Hausbesuche
Bettlägerige Personen, für die weder das Impfzentrum noch die dezentralen Sammel-Termine infrage kommen, können einen Termin für einen Einzel-Hausbesuch bei der Hotline unter 0821/ 78986894 (Montag bis Freitag 8 bis 16 Uhr) buchen. Diese Hausbesuche werden sich nach Einschätzung der Stadt über mehrere Wochen erstrecken. Eventuelle Impfangebote über das Registrierungsportal des Freistaats verfallen in diesem Fall.
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