
Herrenbach: Stadt warnt vor Hochwassergefahr


Die Pläne, rund 90 Bäume am Herrenbach zu fällen, stoßen auf geteiltes Echo. Die Bauverwaltung sieht keine Alternative, die Politiker sehen das kritisch.
Die Stadt hält an ihren Plänen fest, entlang des Herrenbachs im Herbst rund 90 Bäume aus Gründen des Hochwasserschutzes zu fällen. Die Überlegungen hatten nach ihrem Bekanntwerden durch unsere Redaktion teilweise für Proteste im Viertel gesorgt. Direkte Anlieger äußerten aber auch Zustimmung. Markus Haller vom Tiefbauamt der Stadt sagt, dass nicht der gesamte Grüngürtels entlang des Gewässers entfernt werden soll: „Es wird keinen Kahlschlag geben.“ Bei den 90 Bäumen handle es sich um solche, die sehr nah am Wasser stehen oder sehr groß sind.
Hintergrund der Pläne ist, dass Bäume bei Sturm umfallen und den Herrenbachs verstopfen könnten. Vor allem aber fürchtet die Stadt, dass durch herausgerissenes Wurzelwerk ein Loch in der Uferbefestigung entstehen könnte. Zum Teil stehen die Bäume im Abschnitt zwischen Friedberger und Reichenberger Straße direkt am Ufer. Weil der Bach, an dem mehrere Kraftwerke liegen, über weite Strecken oberhalb des Geländeniveaus verläuft und mit Deichen befestigt ist, könnte dies fatale Folgen haben. „Selbst wenn man einen solchen Schaden sofort bemerken würde und ein Schleusenwärter am Hochablass sofort das Wasser für den Herrenbach abriegelt, wären es 30000 Kubikmeter Wasser, mit denen man es zu tun hätte“, so Haller; das entspricht 30 Millionen Litern. Er ergänzt: „Klassischerweise passiert so etwas nicht tagsüber, sondern in der Nacht.“ Mit 22000 Litern pro Sekunde ist der Herrenbach der wasserreichste Strang unter den Augsburger Kanälen.
Stadt: Alle Alternativen geprüft
Man habe auch Alternativen geprüft, sagt Baureferent Gerd Merkle (CSU). Den Bach mit Spundwänden zu sichern, werde keine Bäume erhalten, weil diese gefällt werden müssten, um Platz für das Baugerät zu schaffen. Auch die Überlegung, eine Betonwanne im Bachbett zu installieren (Kosten: 2,2 Millionen Euro) führe ins Leere. Der Wasserspiegel würde dann um einen Meter steigen, wofür man Seitenwände einbauen müsste. „Am Bach hängen aber mehrere große Kraftwerke. Zudem müssten auch Brücken neu gebaut werden“, so Merkle. „Niemand bei uns macht es sich einfach, aber wir sehen zur Fällung keine Alternative.“
Dass die Situation, die in den vergangenen Jahrzehnten mit dem Wachsen der Bäume entstanden ist, nun als kritisch beurteilt wird, liegt wohl daran, dass das Gefahrenbewusstsein bei Behörden gestiegen ist. Zudem lag die letzte Begehung des Baches zusammen mit Vertretern des Wasserwirtschaftsamtes, die die Stadt beraten, schon einige Jahre zurück, bevor das Problem bei der jüngsten Inspektion offenkundig wurde. Die Stadt, so Referent Merkle, müsse in jedem Fall tätig werden, weil nach einem Hinweis des Wasserwirtschaftsamtes die Haftpflichtversicherung der Stadt im Fall einer Überschwemmung nicht mehr einspringen würde. „Wir dürfen nicht vergessen: Wenn Wasser in die Wohngebiete läuft, dann geht es um Gefahr für Menschen und um hohe materielle Schäden“, so Merkle.
Kritik von Stadträten
Diskutiert wurde das Thema zuletzt im Umweltausschuss des Augsburger Stadtrates. Allerdings meldeten Stadträte fraktionsübergreifend Kritik an. Thomas Lis (Pro Augsburg) regte etwa ein Gutachten an, welche Bäume wirklich eine Gefahr darstellen. Stefan Quarg (SPD) forderte die Stadt gar auf, „deutlich Stellung gegen das Wasserwirtschaftsamt zu beziehen“. Wenn man die Ufer dann so kahl gestalte wie am Schlachthof, dann brauche sich Augsburg nicht um einen Weltkulturerbe-Titel zum Thema Wasser zu bewerben.
Grünamtsleiterin Annette Vedder wies darauf hin, dass die Stadt die zu fällenden Bäume in einem dreistufigen Verfahren auswählen wolle. So seien Pappeln mit ihrem weichen Holz bei Sturm eher bruchgefährdet und würden kritischer gesehen als andere Bäume. Im Mai sollen die Stadträte die Abholz-Aktion dann letztlich beschließen. Zudem ist geplant, dass die Stadt für Bürger eine Info-Veranstaltung im Stadtteil anbietet.
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