Stadt will mehr Frauen in Chefpositionen
Nur vier Amtsleiter von 40 sind weiblich. Viele Posten sind jetzt neu zu besetzen
Von Eva Maria Knab
Deutschlandweit läuft die Diskussion, wie mehr Frauen in Führungspositionen kommen können. In Augsburg bekommt die Debatte nun Brisanz. Die Stadt hat in den kommenden Monaten ungewöhnlich viele leitende Stellen zu besetzen. Mit neuen Arbeitsmodellen will das Personalamt mehr Bewerberinnen ansprechen. Wie es gehen könnte, hat zuletzt ein Mann vorgemacht.
Bislang gibt es in der Stadtverwaltung nur sehr wenige Frauen auf Chefsesseln. Von rund 40 Ämtern und Betrieben werden vier von Frauen geführt. Das seien zu wenige, findet nicht nur Barbara Emrich von der städtischen Gleichstellungsstelle. „Auf dieser Ebene ist es ein Ringen um jede Position.“
Emrich sagt aber auch: Augsburg hat ähnliche Probleme wie andere Kommunen. Personalamt und Gesamtpersonalrat versuchen seit Jahren, mehr weibliche Führungskräfte für die oberen Etagen zu gewinnen. „Konzepte gibt es massenweise“, so Personalamtsleiter Roland Lösch. Doch der Erfolg sei begrenzt. „Wir bemühen uns sehr, aber die aktuellen Ergebnisse spiegeln das nicht wider.“
Zwar kann Lösch in diesem Jahr zwei Erfolge in Sachen Gleichstellung verbuchen. Die Berufsschule 1 für Metalltechnik bekam mit Erika Mayer erstmals eine Schulleiterin. Auch im Amt für Kinder, Jugend und Familie soll künftig eine Frau das Sagen haben: Sybille Beyer. Generell kämpft die Stadt als Arbeitgeber aber vor allem mit einem Problem: Wenn eine Amtsleiterstelle ausgeschrieben wird, sei meistens nur eine oder keine Frau im Bewerbungsverfahren, sagt Emrich. Gleichzeitig darf die Stadt männliche Interessenten nicht benachteiligen. Sie muss sich strikt nach dem Grundsatz richten, die qualifizierteste Kraft zu nehmen. „Sonst riskiert man Klagen von Konkurrenten“, sagt Lösch.
Nun gibt es andere neue Angebote – etwa die „Wohnraumarbeit“ auch in Führungspositionen. Danach könnte eine Amtsleiterin einen Teil ihrer Arbeit von zu Hause aus erledigen, beispielsweise, wenn sie daheim auch noch die Familie zu versorgen hat.
Gesamtpersonalratsvorsitzender Michael Egger ist überzeugt, dass dieses Arbeitsmodell in der Praxis funktionieren kann. Zuletzt hat es ein Mann vorgemacht. Dieter Lindauer, der frühere Leiter des Eigenbetriebs Abfallwirtschaft, war vor seinem Weggang aus Augsburg vier Tage pro Woche im Büro und einen Tag von zu Hause aus tätig. „Und er war sehr erfolgreich“, erinnert Egger. Neu in der Diskussion ist auch die Amtsleitung mit leicht reduzierter Stundenzahl. „Das ist aber wohl nicht überall machbar“, sagt Lösch.
„Bei der Stadt ist das Bewusstsein da, dass etwas getan werden muss“, sagt Barbara Emrich von der Gleichstellungsstelle. Und es gibt gerade sehr viele Chefsessel, die neu besetzt werden müssen: im Amt für Grünordnung, im Umweltamt, in der Abfallwirtschaft und Altenhilfe. Auch die Leitung des Stadtdirektoriums 2 wird neu vergeben.
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