Diktaturen fürchten das Wort
Die Exilschriftstellerin Najet Adouani trägt in der Asylbewerberunterkunft Ottostraße Gedichte vor und sie erzählt davon, warum sie ins Exil musste. Im Publikum schäumen einmal in Sekundenschnelle die Emotionen über
Die Kinder haben beim Aufbau geholfen. Dort, wo sie tagsüber unterrichtet werden, wurde ein kleines Podium aufgebaut. Das Brechtfestival kommt ins Asylbewerberheim in der Ottostraße in Augsburg. Familien wohnen dort unter anderem. Die Kinder lernen sehr viel schneller Deutsch als ihre Eltern. Seba, zwölf oder dreizehn oder vierzehn Jahre alt, spricht es fließend, obwohl sie erst neun Monate lang im Land ist. Sie will lernen, das vermittelt sie mit jeder Faser. An der Wand hängt ein Übungsblatt. Dort steht: „Die Sonne scheint. Draußen ist es warm“. Seba sagt, dass sie einen so kalten Winter wie in Deutschland das erste Mal erlebe. Seba lacht.
Sie ist einer der Gäste aus der Unterkunft an der Ottostraße, die sich mit dem Brechtfestival-Publikum mischen. Die deutsch-arabische Lesung der tunesischen Dichterin Najet Adouani, 58, bringt für einen Abend Menschen zusammen, die sich mehr vom Hörensagen kennen – hier Flüchtlinge der Unterkunft, dort diejenigen, die mehr aus den Medien als aus dem persönlichen Gespräch über deren Situation wissen. Vorne sitzt eine leidenschaftliche, eine mutige, eine entschlossene Frau, die schon als junge Frau ihr Geburtsland verlassen musste. Mit ihrer Lyrik erregte sie in den frühen 1980er Jahren den Argwohn der tunesischen Diktatur. „Das Wort ist einer Diktatur immer verdächtig, völlig gleichgültig, was man schreibt“, sagt sie. Ein Satz, der bei ihr keine Zuspitzung ist, sondern erfahren wurde. Sie wurde eingesperrt, bedroht, drangsaliert, bis ihre Eltern sie überredeten, das Land zu verlassen, um in Sicherheit zu leben. Das war 1982.
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