Kleinod unterm Blätterdach
Die „Grüne Basilika“ im Siebentischpark erstrahlt jetzt in neuem Glanz
Er ist einer der unbekannteren Augsburger Brunnen und aufgrund seiner Lage doch einer der schönsten: der Schaezler-Brunnen im Siebentischpark. Nachdem die Anlage samt dem dazugehörigen Baumensemble, das den Grundrissen einer Kirche entspricht (daher der Beiname „Grüne Basilika), in den vergangenen Jahren zunehmend zugewachsen ist, erstrahlt sie nun in neuem Glanz.
Es handle sich, so Umweltreferent Rainer Schaal, um „ein Kleinod, das wieder sichtbar gemacht wurde“. Grünamt und Forstverwaltung sowie Kunstsammlungen haben die Anlage hergerichtet und mit einer Info-Tafel versehen.
Der Brunnen steht erst seit 1908 im Siebentischpark, doch die Parkanlage wurde ab 1873 errichtet und erweitert. Der Hintergrund war, dass ab 1860 die Wallanlagen rund um den Stadtkern abgerissen wurden, um der Stadt mehr Wachstum zu ermöglichen. „Damit ging aber auch viel Grün verloren“, so Julia Quandt von den Kunstsammlungen, die sich mit der Geschichte des Brunnens beschäftigt hat.
Die Stadt wollte den Grünverlust ausgleichen. Um eine Verbindung zwischen der Stadt und dem Siebentischwald, schon damals ein Erholungsgebiet, zu schaffen, beauftragte man den renommierten Gartenbauarchitekten Carl von Effner mit einem Entwurf. Effner plante unter anderem die Parks von Schloss Linderhof und Herrenchiemsee.
Was er den Augsburgern vorschlug, war dem Stadtrat aber zu teuer. Gebaut wurde schließlich eine abgespeckte Version. „Bei der Umsetzung war Effner wohl gar nicht mehr zugegen“, so Quandt. Immerhin scheint sich die Stadt so auch das Honorar gespart zu haben. Zumindest ist keine Forderung vermerkt.
Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der Park dann nochmals erweitert. Heute wird er von der Schleifenstraße im Norden begrenzt und reicht bis zum Stempflesee im Süden. Im Westen wird er von der Sportanlage Süd und im Osten vom Zoo begrenzt. Leisten konnte sich die Stadt die Anlage, weil reiche Bürger Geld für eine Parkerweiterung spendeten. Einer von ihnen war Edmund von Schaezler, der 50000 Mark gab. Seine Absicht: „Es ist mein Wille, dass dadurch den Bewohnern der Stadt Augsburg eine Freude bereitet und ein freundliches Andenken an mich erhalten werden soll.“ Unter anderem wurde 1902 ein Ensemble aus Eichen mit den Grundrissen einer Basilika gepflanzt und als Schaezlerplatz benannt. 1908 kam dann der Brunnen nach einem Entwurf Jakob Rehles dazu, der an Schaezler erinnern sollte. Einen Gedenkstein hatte der Stadtrat zuvor abgelehnt, weil er einem Grabstein zu ähnlich sehe.
Am Donnerstag stellte Schaal die Infotafel vor. Der Termin hatte im Vorfeld für Ärger gesorgt, nachdem Stadtrat Werner Lorbeer den Beitrag von Pro Augsburg an der Sanierung in einer städtischen Pressemitteilung nicht genug gewürdigt sah. Vorgestern hatten sich die Wogen wieder geglättet. Zugegen war auch der Hochzoller Heimatforscher Kurt Guggemos.
Naturschauspiel am Sonnwendtag
Nach seiner Interpretation wurde der Brunnen so gebaut, dass die Sonne zur Sonnwende, dem 21. Juni, punkt 21.21 Uhr in der Mitte des Steinbogens untergeht. „Es stimmt fast auf die Minute genau. Man darf nicht vergessen, dass zur damaligen Zeit Stonehenge populär war“, so Guggemos. Verbrieft ist seine These nicht. Am Donnerstagabend trafen sich dennoch einige Augsburger vor Ort, um den Sonnenuntergang am längsten Tag des Jahres zu genießen.
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