Der perfekte Mord hätte Tanja E. reich gemacht
Ist Habgier das Motiv im Königsbrunner Giftmord? Offenbar hätte Tanja E. bei einer Trennung von ihrem Mann 6000 Euro aus dem Hauserhalten, im Fall seines Todes aber 300.000 Euro aus Haus undLebensversicherung.
Augsburg (skro) - Das überraschendste Details beim Auftakt zum Königsbrunner Giftmord-Prozess am Montag war die Aussage von Tanja E., seit April, als sie schon in U-Haft saß, verlobt zu sein. Am zweiten Prozesstag (heute Mittwoch) wird sich die Schwurkammer am Landgericht in umfangreichen Zeugenvernehmungen ein Bild vom Königsbrunner Giftmord machen.
Bei dem neuen Partner handelt es sich um einen Mann, den sie vor etwa zwei Jahren kennen gelernt hatte. Sie war mit ihm im Urlaub, überlegte, mit ihm zusammenzuziehen. Er war wohl auch der Grund, warum sie André H., dem Mitangeklagten, die Beziehung aufkündigte.
Tanja E. und André H. sind angeklagt, den Ehemann der Frau, Peter E., ermordet zu haben (wir berichteten). Motiv soll Habgier gewesen sein. Offenbar hätte Tanja E. bei einer Trennung 6000 Euro aus dem Haus erhalten, im Fall des Todes von Peter E. aber 300.000 Euro aus Haus und Lebensversicherung.
Die neue Liebe von Tanja E. könnte als Zeuge wohl auch einige Details zu dem Beziehungsgeflecht vor Gericht besteuern. Doch aufgrund der Verlobung könnte der Mann laut Strafprozessordnung die Aussage vor Gericht verweigern.
Unklar ist, wie ernst die Gerüchte unter Gefangenen im Aichacher Frauengefängnis zu nehmen sind. Demnach soll Tanja E. indirekt den Mord zugegeben haben. Sie bestreitet das vehement. Getratscht wird im Gefängnis viel. In der Tat scheint es Zweifel an der Glaubwürdigkeit der angeblichen Ohrenzeugen zu geben.
Die Angeklagten haben ihre Sicht der Dinge geschildert, jetzt wird sich die Schwurkammer am Landgericht in umfangreichen Zeugenvernehmungen ein Bild vom Königsbrunner Giftmord machen. Mit dem Beginn der Beweisaufnahme startet an den nächsten Verhandlungstagen ein Marathon mit elf Prozesstagen.
Über 90 Zeugen hat das Gericht unter Vorsitz von Richter Wolfgang Rothermel vorgeladen. Zunächst werden Sanitäter und Notarzt berichten, was sie vorfanden, als sie am Tatabend zum Opfer gerufen wurden.
Beide Angeklagte belasten sich gegenseitig. André H., verteidigt von Dr. Hermann Kühn und Thomas Schürmann, hat ein Teilgeständnis abgelegt und sich als Handlanger dargestellt. Er sei von Tanja E. gedrängt worden. Tanja E. (Verteidiger Gerhard Decker und Alexandra Gutmeyr) erklärt, von der Tat nichts gewusst zu haben. Sie habe mit ihrem Mann nach Zerwürfnissen sogar eine "Zweckehe" um der Kinder willen fortsetzen wollen.
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