Schlacht am Buffet
In „Der Vorname“ wird aus einem kultivierten Abend ein verbales Gemetzel
Am Samstagabend stand in der Stadthalle Gersthofen das Theaterstück mit dem eher schmucklos klingenden Titel „Der Vorname“ auf dem Programm. Seit dessen Pariser Uraufführung vor gut drei Jahren feiert die Boulevardkomödie weltweit Erfolge. Kein Wunder, dass auch das Gersthofer Publikum davon höchst angetan war.
Das Stück handelt von Pierre und Elisabeth, deren Bruder Vincent mit Partnerin Anna zum Essen eingeladen haben. Claude, gemeinsamer Jugendfreund der Geschwister, komplettiert die kultivierte Abendgesellschaft. Was als zwanglos heitere Zusammenkunft unter Freunden beginnt, endet aber nach knapp zwei Stunden in einem verbalen Gemetzel und gegenseitiger Verachtung.
Zunächst sorgt Vincent für größte Irritation, als er erklärt, dass er seinen Sohn Adolphe taufen werde. Pierre ist entsetzt. „Egal, wie du den Namen schreibst, man darf seinen Sohn nicht Adolf taufen.“ Endlich deckt Claude alles als dummen Witz von Vincent auf. Wirklich friedlich und harmonisch wird es an diesem Abend jedoch nicht mehr zugehen unter den Freunden, denn nun sind Steine losgetreten, die bald darauf eine Lawine auslösen. „Du bist nicht egoistisch, du bist der Egoismus. Alle deine Sätze beginnen mit ich“, hält Pierre Vincent vor.
Die messerscharf geschliffenen Dialoge treffen zielsicher dort, wo die Figuren am Verwundbarsten sind. Und die Kampfregel lautet: volle Attacke auf das Selbstbewusstsein des Gegenübers. Das Autorenduo Mathieu Delaporte und Alexandre de la Patellière hat diese Dialoge in rasche Abfolge gestellt und mit einer gehörigen Portion Ironie und Sarkasmus getränkt.
Die Situation steigert sich nach den Gesetzen des Boulevards
So schnell der Schlagabtausch, so tief die emotionalen Eruptionen, die von den Schauspielern hervorragend auf die Bühne gebracht wurden. Packend war der Hahnenkampf zwischen dem stets überlegen wirkenden Vincent (Martin Lindow) und dem vergeistigt und etwas zerknitterten Literaturprofessor Pierre (Christian Kaiser).
Den Gesetzen des Boulevards unausweichlich folgend, steigert sich die Situation bis zur Groteske, ehe am Ende das Ganze wie eine Seifenblase zerplatzt. Eigentlich, so stellt sich heraus, hatte alles auf einem Missverständnis beruht. Das familiäre Porzellan freilich war da schon zerschlagen. Das verbale Feuerwerk unter (ehemaligen) Freunden wurde am Ende mit kräftigem Applaus belohnt.
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