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Porträt
08.08.2015

Gestatten, die Fugger

Manuela Seiberlich und Jürgen Neumann treten auch auf dem Bürgerfest als Sibylla und Jakob Fugger auf. Manchmal machen Kinder vor ihnen sogar einen Knicks.
Foto: Annette Zoepf

Manuela Seiberlich und Jürgen Neumann treten seit 18 Jahren als Sibylla und Jakob Fugger auf. Auch beim Bürgerfest kann man sie treffen. Warum sie ihre Rolle lieben

Einen Schokoladenkuchen zum Geburtstag zu bekommen, ist eigentlich nichts Besonderes. Doch im Fall von Jürgen Neumann ist das anders. Die Szene wirkt, als prallten zwei Welten aufeinander, denn der Mann trägt ein prächtiges Gewand – die Ärmel gebauscht, der Kragen zugeknöpft –, als er die Glückwünsche zu seinem 57. Geburtstag entgegennimmt. „Happy Birthday, lieber Fugger“, singen ihm drei Frauen ein Ständchen.

Fugger? Richtig gelesen. Jürgen Neumann spielt noch bis Sonntag den reichen Kaufmann Jakob Fugger auf dem Historischen Bürgerfest. Gemeinsam mit Manuela Seiberlich (55), die Fuggers Frau Sibylla darstellt, wandelt er durch die Wallanlagen am Roten Tor. Das Kinn nach oben gestreckt, der Rücken aufrecht, die Gesten grazil – Adel verpflichtet. Doch die Haltung hat noch einen anderen Hintergrund: „Die Gewänder sind so eng. Da geht man automatisch hoheitlich“, sagt Seiberlich und zieht ihr Mieder zurecht.

Wenn Seiberlich erzählt, mit ihren Händen gestikuliert und schallend lacht, dann hört Neumann ruhig zu, nickt hier und da und fügt am Ende seinen Kommentar hinzu. Die beiden bilden nicht nur optisch eine Einheit, sondern sind auch sonst ganz aufeinander abgestimmt. Kein Wunder, treten sie doch seit 18 Jahren zusammen als Ehepaar Fugger auf. Das erste Mal war es 1997 bei den Augsburger Reichstagen. „Wir waren in der Tanzgruppe der Historischen Bürgergilde, als man uns fragte, ob wir nicht den Fugger und die Sybilla spielen wollen“, erinnert sich Seiberlich. Beide waren bereits seit vielen Jahren aktiv in verschiedenen historischen Gruppen – Neumann bei den Landsknechten, später bei den Patriziern, wie Seiberlich.

Deren Leidenschaft begann 1985, als sie beim Plärrerumzug zusah. „Prinzessin gespielt hab ich schon immer gern. Mit Petticoat und so. Als ich dann die Kleider der Bürgerinnen sah, war ich hin und weg.“ Sie wohnte damals noch nicht lange in Augsburg, war der Liebe und der Mietpreise wegen aus München weggezogen. „Aber Augsburg ist eh schöner, ich hab mich gleich wohlgefühlt. Nur das ‚Augschburg‘ kommt mir heut’ noch schwer über die Lippen. Der oberbayerische Akzent verrät mich als Zugezogene“, sagt sie. „Ich bin ja eigentlich auch aus Göggingen“, wirft Neumann mit einem Augenzwinkern ein.

Nach dem Plärrerumzug startete die Stadt einen Aufruf: Fürs erste Bürgerfest mussten Gewänder genäht werden. Fünf Euro kostete ein Schnittmuster, Schneiderinnen halfen Unerfahrenen mit guten Tipps. Seiberlich setzte sich zu Hause an ihre Nähmaschine und legte los. „Zuvor hab ich ja auch schon für meine Puppen genäht.“

Heute hat sie rund 15 Kleider – passend zum Barock, Mittelalter und der Renaissance. „Das sind Gewänder, keine Kostüme. Man wird sonst schnell in die Faschings- oder Theaterschiene gesteckt“, stellt sie klar. Authentizität liegt der 55-Jährigen am Herzen. Sie forschte in der Staatsbibliothek nach Vorlagen, kaufte Bücher über die Stadtgeschichte und studierte die Augsburger Monatsbilder „mit der Lupe“, um kein Detail zu übersehen. Auch Neumann ließ sein Gewand nach genauen Vorgaben schneidern: „Das gefällt mir besonders an der Renaissance: dass Männer sich noch prächtig kleiden durften. Das ist heute ja anders.“

Doch auf die Renaissance allein möchten sich Seiberlich und Neumann nicht beschränken. Auch wenn es ihre „Lieblingszeit“ sei. Im Juli nahmen sie an den Kaltenberger Ritterspielen teil. Da die Fugger nicht ins Mittelalter passen, stellten sie dort Isabeau von Frankreich und den Herzog von Orleans dar. „Man munkelt, ich sei ihr Liebhaber. Ob dies der Wahrheit entspräche, weiß Gott allein“, sagt Neumann und deutet mit dem Finger zum Himmel. Das altertümliche Vokabular sitzt, manchmal rutschen die beiden im Interview in diese Sprechweise ab. „Mal bewusst, mal unbewusst“, wie sie zugeben.

Ob es bei all der Leidenschaft nicht manchmal schwer sei, wieder in die Realität zurückzufinden? „Wir trennen das. Wir sind ja nur historisch, nicht hysterisch“, sagt Neumann und lacht. Er arbeitet als Verwaltungsbeamter, engagiert sich in seiner Freizeit in der russisch-orthodoxen Gemeinde.

In Seiberlichs Alltag bleibt dagegen wenig Zeit für ein zusätzliches Hobby: untertags die Arbeit als Angestellte bei der Regierung von Schwaben, dann Haushalt, abends meist an der Nähmaschine. Donnerstags ist Turmtreff im Jakoberwallturm, dem „Vereinsdomizil“ der Bürgergilde, wo sie als Vorsitzende natürlich dabei sein will. Vergangenes Jahr bekam sie für ihr Engagement das Ehrenzeichen des Ministerpräsidenten: „Es war eine große Ehre. Auch wenn der Seehofer selbst keine Zeit hatte.“

„Ohne Rückhalt der Familie wäre das alles nicht möglich“, sagt Neumann. Seine Familie sei zwar aus zeitlichen Gründen selbst nicht aktiv, unterstütze ihn aber, wo es geht. Seiberlichs Mann und Sohn teilen die Faszination für vergangene Zeiten und wirken beim Bürgerfest mit. „Es ist schön, zu sehen, dass es weitergeht. Die Sache soll weiterleben.“ Irgendwann wolle man schließlich den Stab übergeben.

Doch bis dahin sei noch Zeit. „Solange die Gesundheit und Optik mitspielen, freuen wir uns“, sagt Seiberlich. Und dass sie die Richtigen für die Rolle als Fugger-Paar sind, bezeugen vor allem Kinder: „Manche machen einen Hofknicks. Manche trauen sich nicht her. Für sie sind wir aus dem Märchenbuch gepurzelt und echt.“

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