Christian Rach macht Kegelkneipe zur Sportsbar
Der RTL-Restauranttester Christian Rach ist zurück in Augsburg und will helfen, das Kegelzentrum am Eiskanal wieder flott zu machen. Dabei hat er klare Vorstellungen. Von Sonja Krell
Von Sonja Krell
Christian Rach hat eine klare Vorstellung: "Das muss ein Tresen sein, an dem gelebt wird." Mit der flachen Hand klopft er nacheinander auf Brauerei-Schild, Trennwand und Säule: "Das muss weg, das auch, das wird anthrazit." Thomas Preißler nickt. "Okay", sagt er und lächelt tapfer in die Kamera.
Zum zweiten Mal ist Rach, der RTL-Restaurant-Tester, in Augsburg. Im vergangenen Jahr hat er das Lechhauser Gasthaus "Zum Schober" beraten, jetzt will er Preißler, der das Kegelzentrum am Eiskanal führt, aus der Misere helfen.
Seit Jahren fährt der 43-Jährige Verluste ein. Zu wenig besucht sind die 16 Kegelbahnen und die Gaststätte, die bis zu 300 Personen fasst. Vor 29 Jahren haben seine Eltern das Gebäude von der Stadt gemietet. Heute arbeitet er sieben Tage die Woche hier. Putzt, kocht, bedient. Nur wenn viel los ist, hat er eine Aushilfe. Die Energiekosten für den 70er-Jahre-Bau sind hoch. Ginge seine Frau nicht arbeiten, könnte er den Laden nicht halten, sagt er.
"Restaurant - Kegelbahnen" steht über der Eingangstür. Drinnen ist es dunkel, kühl, ungemütlich. Neben dem Tresen stehen rustikale Eckbänke, schmiedeeiserne Lampen baumeln darüber. An der Decke hängen dicke Spinnweben. "Die müssen weg", befiehlt Rach.
Jünger, flotter, freundlicher soll das Kegelzentrum werden, erklärt der Sternekoch. Eine Art Sportsbar. Die Lage direkt am Eiskanal sei "sensationell" und ideal, um Freizeitsportler anzulocken. Die fehlen bisher komplett. 80 Prozent sind Stammkunden - Sportkegler oder Hobbykegler. "Wir brauchen junge Leute. Sonst stirbt das Kegelzentrum bald ", sagt der 43-Jährige.
Auch die Speisekarte hat Rach angepasst: Statt Schnitzel und Burgern gibt es Snacks - gesund, lecker, günstig. Und ein neuer Name muss her. "'Restaurant im Kegelzentrum' - unerotischer kann man ein Restaurant nicht nennen", sagt Rach.
Drehpause. Preißler legt die Stirn in Falten. Der Restaurant-Tester, sagt er, ist der "letzte Strohhalm", an den er sich klammert. Weil er nicht mehr weiß, was er verändern soll. Weil er in all den Jahren betriebsblind geworden ist. Er ist froh, dass sich nun etwas bewegt. Auch wenn er in den vergangenen Tagen herbe Kritik einstecken musste.
Die Küche dreckig, der Gastraum unordentlich
In ein paar Wochen werden die Dreharbeiten fortgeführt. Derweil sucht das Team einen Sponsor. Benötigt wird Geld für eine Schallschutzwand, damit die Gäste, die nur zum Essen herkommen, nicht vom Lärm der Kegler genervt werden. RTL zahlt das nicht, stellt Rach klar. Ein derart umfangreiches Projekt wie das Kegelzentrum sei selten. "Und ich komme hier nicht mit dem Geldkoffer an."
Seine Sendung soll authentisch bleiben. Daher taucht das TV-Team unangemeldet auf. An diesem Tag wäre er am liebsten im Erdboden versunken, sagt Preißler. Die Küche dreckig, der Gastraum glich nach einer Kegelmeisterschaft einem Schlachtfeld. Rach setzt auf diesen Überraschungsmoment. "Ich brauche das ungeschminkte Gesicht."
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