Serie(Folge 66): Eine Ewigkeit auf dem Sprung

VonRichard Mayr

Amur-Leoparden gehören zu den seltensten Wildkatzen der Erde. Nur noch wenige Tiere leben in freier Wildbahn. Umso kostbarer sind die Präparate des Naturmuseums

Als ob die Zeit plötzlich und unerwartet stehen geblieben wäre, als ob die Welt von einem Augenblick auf den anderen aufgehört hätte, sich weiter zu drehen, so stehen die beiden Amur-Leoparden im Depot des Naturmuseums: plötzlich in der Bewegung erstarrt, eine Momentaufnahme, die sich zu einer Ewigkeit auswächst. Die beiden Präparate stellen die Tiere so natürlich dar, dass man glauben möchte, das Tierpaar wäre noch am Leben: das Weibchen zum Sprung bereit, die Ohren angelegt, das ein wenig größere Männchen lässig laufend – zwei Abbilder der Eleganz, der Anmut.

Die vielen Arbeitsstunden, Fachkenntnisse und technischen Raffinessen, die nötig waren, um die Tiere in diesen Zustand zu bringen, sieht man ihnen nicht an. „Hinzu kommt auch noch das erforderliche biologische Wissen“, sagt Andreas Hagens, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Naturmuseums. Die Leoparden seien in einer für diese Tiere charakteristischen Bewegungsweise festgehalten geworden. Für ihn, den Biologen, handelt es sich bei den Präparaten nicht nur um besondere Belegexemplare, sondern auch um ästhetische Naturkunstwerke, Unikate, die es so nur einmal auf Erden gibt. Und weil die Tiere so kostbar sind, weil Präparate in Ausstellungen auf Dauer unweigerlich Schaden nehmen, werden die Tiere im speziellen Schutz des Depots bewahrt, obwohl sie sehenswert sind.

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