Ignaz Walters Bankenpläne sind gescheitert
Der Ex-Bauunternehmer steckte 1,3 Millionen Euro in die Solidargemeinschaft. Inzwischen haben dort andere das Sagen. Von den ursprünglichen Zielen sind sie abgerückt
Es sollte ein ganz großes Ding werden. Die Unternehmer-Loge: eine Solidargemeinschaft selbstständiger Unternehmer, eine durchschlagkräftige Lobbyorganisation, aus der heraus die Mitglieder ihre eigene Bank gründen sollten. Ignaz Walter hatte sie im Jahr 2010 auf den Weg gebracht.
Er wollte Selbstständigen dadurch mehr Macht und Einfluss in der Gesellschaft geben. Er wollte damit der „Diktatur von Großbanken“ ein Ende setzen. Denn ihnen gibt der frühere Bau-Riese die Mitschuld am Untergang seiner Walter Bau AG. Sie sei „durch ein Komplott von geldgierigen Finanz-Haien, von unfähigen Möchtegern-Vorständen, von neidgeplagten Rache-Engeln mutwillig vernichtet“ worden, war damals in einer Broschüre, in der er seine Pläne vorstellte, zu lesen.
5000 Mitglieder, so hoffte Walter, würden sich nach einem Jahr um ihn scharen. Dafür griff er tief in die Tasche. Zu bester Sendezeit, kurz vor den „heute“-Nachrichten im ZDF, schaltete er Werbespots. Nach eigenen Angaben hat er bislang 1,3 Millionen Euro in die Gemeinschaft gesteckt.
Doch er wurde enttäuscht. „Ich habe schnell erkannt, dass die große Mehrheit der Unternehmen nicht am Denken über den eigenen Tellerrand hinaus interessiert ist“, erklärte Walter im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Resonanz der Loge sei anfangs gut gewesen, berichtet er. „Alle wollten es, aber als es um die Wurst ging, waren sie außen vor.“
Inzwischen ist von den ehrgeizigen Plänen nicht mehr viel übrig. Walter ist raus aus der Verantwortung bei der Unternehmer-Loge. Er hat sich freiwillig zurückgezogen. Ein neues Team – zum Teil mit ehemaligen Mitstreitern – führt nun die Solidargemeinschaft, die nicht mehr als GmbH, sondern als Verein auftritt. Die Ziele sind bescheidener geworden – „realistischer“, wie es der neue Vorsitzende Frank Gronostay sagt. Der 47-Jährige war einst fest angestellter Mitarbeiter in Walters Loge. Heute arbeitet er als selbstständiger Berater in der Immobilienbranche, er leitet die Gemeinschaft ehrenamtlich. Ihm zur Seite steht unter anderem Peter Möller, ebenfalls Berater und viele Jahre in der Industrie tätig.
Nur noch 150 Mitstreiter in der Loge
Zuletzt hatte die Loge noch 150 Mitglieder. Deren Zahl will man nun wieder steigern – mit neuem Konzept. „Wir wollen nicht provozieren und gegen Banken arbeiten“, sagt Möller. Eine eigene gründen ohnehin nicht mehr. „Die Ansprüche unter Walter waren sicherlich höher“, bestätigt Gronostay. Stattdessen möchte man den Mitgliedern vor allem Expertise und qualifizierte Unterstützung bieten. Dazu soll es Netzwerke mit Fachleuten geben, derer sich die Mitglieder bedienen können, aber auch Vorträge und Diskussionsrunden. Die Loge soll zu einer Art Community werden, in der Selbstständige sich austauschen können, heißt es. Große Werbekampagnen sind vorerst vom Tisch. „Dazu fehlt uns sowieso das Geld“, so Gronostay. Und Walter? Der blickt ohne Groll zurück. Er ist nach wie vor Mitglieder der Unternehmer-Loge. „Ich wünsche ihnen alles Gute“, sagt er über die neue Führungsmannschaft, „ich werde sie unterstützen, wo es nur geht.“ Nur die Unternehmer, die tun ihm leid, „weil sie nicht bereit sind, für ihre Interessen einzustehen“. (monik)
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