
Vom ersten Haus am Platze

Die Ausstellung über die Anfänge der NS-Diktatur 1933 bis 1937 im Rathaus beweist es: Das braune Regime trieb nicht nur in Metropolen wie Berlin sein Unwesen, sondern auch in Augsburg. Die Dokumente im Stadtarchiv gehen noch tiefer. Sie zeigen, dass sich die NSDAP (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei) in den Stadtteilen auszubreiten begann.
So mehrten sich beispielsweise im Osten der Stadt die Heime der Hitler-Jugend (HJ). "Kamerad Fischer" etwa bemühte sich laut archivierter Anträge darum, für die Firnhaberau einen Versammlungsort zu schaffen. "Weil er dafür einen Zuschuss in Höhe von 5000 Reichsmark bekam", so Georg Feuerer, Sachbearbeiter für alle Belange des 19. und 20. Jahrhunderts im Stadtarchiv, "wissen wir heute davon." Aber schon damals wurde eigentlich mehr Geld benötigt, als letztlich bewilligt werden konnte. Denn Adam Fischer, seines Zeichens Ortsgruppenleiter der Firnhaberau und Lehrer, hätte gerne 9000 Reichmark für das Parteihaus mit angeschlossenem Kindergarten gehabt. Die Frage, ob der frühere Bau noch steht, beantwortet Rainer Beyer, der Chef der Siedlungsgenossenschaft Firnhaberau, mit einem Lachen: "Ich sitze gerade drin", sagt er in seinem Büro am Hubertusplatz 11.
Geeigneter Platz gesucht
In einem weiteren Ordner, dessen gesammelte Schriftstücke ebenfalls unter dem Briefkopf der NSDAP und dem Hakenkreuz abgelegt sind, bemüht sich auch der Leiter der Ortsgruppe 21 beziehungsweise des Stadtteils Hochzoll um ein HJ-Heim. "In Erfüllung der Verpflichtung zur Schaffung eines HJ-Heimes", schreibt ein gewisser Schuhmann, trete er mit der Bitte um Überlassung eines geeigneten Platzes an die Stadtverwaltung heran. Dabei dachte er in erster Linie an einen Teil des zu Siedlungszwecken bereitgestellten Geländes zwischen Lech und Stauffenstraße. Belegt durch Baupläne hätte das Hochzoller HJ-Heim das "Vorbild eines HJ-Heimes in Augsburg" beziehungsweise das "erste" im Sinne von "das erste Haus am Platze" sein sollen. Allerdings wurde das zweigeschossige Haus nie Wirklichkeit.
Dort, wo heute der FC Hochzoll mit dem Fußball des Stadtteils zu Hause ist, war hingegen das HJ-Heim des Spickels angesiedelt. "Ich kann mich noch gut daran erinnern", sagt der Zweite Vorsitzende Siegfried Gerlinger, nach dessen Auskunft es sich um einen Holzbau eher im Stile einer Baracke handelte. Später, bis zum Bau des Vereinsheims 1972, wohnte dort Adolf Mittring, der für den Verein Platzwart-Tätigkeiten übernahm.
Von diesen Versammlungsorten ging "volle Kontrolle" aus, so der Sachbearbeiter des Stadtarchivs - dort sei die Maschinerie im Hinblick auf Bespitzelung und Verfolgung in Gang gekommen. Wie Georg Feuerer sagt, gab es aber auch Widerstand.
Schließlich seien Firnhaberau und Hammerschmiede Arbeitersiedlungen und entsprechend kommunistisch angehaucht gewesen.
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