
"Du bleibst immer ein Teil von uns": Hollaria-Gründerin stirbt mit 98 Jahren

Plus Rosa Schönfelder hat 1968 die Augsburger Faschingsgesellschaft gegründet und blieb dem Verein ihr Leben lang treu. Nun ist sie im Alter von 98 Jahren gestorben.

Ein Leben lang habe ihre Mutter vor Energie und Kraft nur so gestrotzt, erzählt Ursula Helmer. Für dieses Temperament war Rosa Schönfelder bekannt und beliebt. Das beflügelte sie auch zu besonderen Taten. So trieb sie im Jahr 1968 die Gründung der Augsburger Faschingsgesellschaft Hollaria voran. Das 55. Jubiläum des Faschingsvereins kann sie in diesem Jahr nicht mehr mitfeiern. Rosa Schönfelder, die bei der Hollaria alle nur "Rosi" nannten, ist, wie erst jetzt bekannt wurde, am 29. Dezember im Alter von 98 Jahren gestorben.
Idee zur Hollaria wurde im Wohnzimmer in Augsburg-Hochzoll geboren
Im vergangenen Jahr erhielt Rosa Schönfelder ihren Faschingsorden coronabedingt im Außenbereich der Kurzzeitpflege-Einrichtung, in der sie gerade untergebracht war. Die Seniorin nahm ihn strahlend entgegen, die Hollaria hatte immer einen besonderen Platz in ihrem Herzen. Im Oktober 1968 entstand die Idee einer Faschingsgesellschaft in ihrer Wohnung in Augsburg-Hochzoll. Die Hollaria wurde ins Leben gerufen: anfangs mit einer kleinen Tanzgruppe – den Lechnixen. Der Schlachtruf "Hollaria Ahoi" ist bis heute aktuell. "Meine Mutter war im Turnverein und tänzerisch begabt", erzählt die Tochter. Sie habe nach der Gründung den Verein vorangetrieben, da sie den Fasching seit ihrer Kindheit geliebt habe.
"Es war ein Blitzgedanke, eigentlich wollte ich etwas für die Jugend tun", sagte Rosa Schönfelder selbst am Rande einer Filmvorführung zum 50. Jubiläum der Faschingsgesellschaft. Ihr sei wichtig gewesen, dass sich junge Menschen in einem Verein organisieren. "Wenn ich das große Engagement sehe, mit dem die Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen an jede einzelne Saison gehen, freut es mich von ganzem Herzen", wird sie in einem Grußwort für das diesjährige Vereinsheft noch zitiert.

Rosa Schönfelder wurde in Neudonawitz bei Karlsbad im Egerland geboren, heute Karlovy Vary in Tschechien. Als Kind und Jugendliche sei sie im Fasching immer maskiert zur Schule gegangen, da der Fasching in ihrer damaligen Heimat groß gefeiert wurde. 1946 wurde sie mit ihrer Familie vertrieben und der Gemeinde Tagmersheim im Landkreis Donau-Ries zugewiesen. "Dort lernte sie meinen Vater Rudolf kennen und lieben, der ebenfalls Heimatvertriebener war. Sie heirateten und zogen nach Augsburg", berichtet die Tochter. Ihre Mutter arbeitete in unterschiedlichen Funktionen bei verschiedenen Arbeitgebern – unter anderem auch knapp zehn Jahre im Versand unserer Zeitung.
Bis ins hohe Alter in vielen Bereichen aktiv
In ihrer Freizeit ging sie ihren unzähligen Interessen nach. "Sie war bis ins hohe Alter in verschiedenen Egerländer und Sudetendeutschen Gruppen aktiv. Laientheater, Chorsingen und Basteln waren genauso ihre Leidenschaft wie Kochen und Backen." Daneben nähte sie unter anderem Egerländer Trachten für Puppen und dekorierte Ostereier. Sie war viel unterwegs – ihren 95. Geburtstag feierte sie im Spiegelpalast von Chris Kolonko.
Gerne erinnert sich Ursula Helmer, 75, an die Aufenthalte in den Bergen, wo ihre Eltern eine Hütte gepachtet hatten und ihre Mutter ihren Alpengarten mit Liebe pflegte. Als ihr Vater 2002 starb, war sie es, die die Mutter Jahr für Jahr auf die Veranstaltungen der Hollaria begleitete. "Dann haben ihre Augen geglänzt und sie war stolz, was aus dem Verein geworden ist." Die Faschingsgesellschaft schreibt in einem Nachruf: "Danke, dass Du unser aller Leben beeinflusst hast und für immer ein Teil davon bleibst."

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