Mit dem Fernwärme-Ausbau ist Augsburg unter den Großstädten nicht allein. Kunden binden sich an einen Monopolisten – dafür muss Vertrauen aufgebaut werden. Ein Kommentar.
Die angepeilte Wärmewende wird den Bürgern in den kommenden Jahrzehnten einiges abverlangen: Je schneller es aus Gründen des Klimaschutzes gehen soll, desto stärker werden die Einschnitte und Änderungen für Verbraucher sein. Der erste Entwurf des Heizungsgesetzes hat gezeigt, dass zu viel Tempo der Akzeptanz schadet. Das reformierte Gesetz ist verträglicher, sorgt aber für deutlich weniger CO₂-Einsparung.
Augsburg ist mit seinem Weg, die Fernwärme massiv auszubauen, nicht die einzige Großstadt. Die Perspektiven für klimaneutrales Gas oder grünen Wasserstoff in ausreichender Menge, für die man das Netz weiter nutzen könnte, sind momentan zu nebulös. In den verdichteten Ballungsräumen scheint Fernwärme der einfachste Weg, die Wärmewende voranzubringen und die gesetzlich geforderte Klimaneutralität zu erreichen, weil sich die hohen Kosten für den Leitungsausbau mit vielen Verbrauchern an einem Strang am ehesten rentieren.
Die Situation sorgt für Verunsicherung
Wobei "einfach" relativ zu sehen ist: Die Fernwärme-Kraftwerke auf erneuerbare Energien umzurüsten, ist leistbar, auch wenn der Aufwand hoch ist. Das größere Thema ist der Leitungsumbau und, dass Bürger im Zuge einer Abschaltung des Gasnetzes, die irgendwann kommen wird, in die Fernwärme gedrängt werden.
Es wird, wenn es Akzeptanz im Rahmen des Möglichen geben soll, Transparenz brauchen: Aktuell wird niemandem der Gashahn zugedreht, aber klar ist, dass es irgendwann dort so weit sein wird, wo Fernwärmeleitungen in bisherige Gas-Gebiete gelegt werden. Die Stadtwerke sagen, dass sie Kunden ausreichend Vorlaufzeit geben, doch einen konkreten Fahrplan, auf den man sich einstellen könnte, gibt es momentan nicht. Es ist noch nicht alles zu Ende gedacht, und das sorgt für Verunsicherung.
Und auch zur Preisfindung bei der Fernwärme braucht es verständliche Klarheit. Eine Marktliberalisierung ist in diesem Segment schwierig vorstellbar, weil z. B. ein Hamburger Anbieter ja schlecht Wärme in Augsburg einspeisen könnte, aber eine Monopolstellung verpflichtet zu besonderer Transparenz.
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Transparenz alleine wird kaum ausreichen, denn ein Monopolist bleibt ein Monopolist. Da hilft nur die Regulierung der Preise durch die staatlichen Aufsichtsbehörden wie früher bei den monopolistischen Stromanbietern vor der Liberalisierung des Strommarkts bis vor 17 Jahren .
Damals galt noch die Bundestarifordnung Elektrizität (BTOelt) und Preiserhöhungen bedurften der Genehmigung der Behörden. Diese wurden nur gewährt, wenn es die tatsächliche Kostenlage der Versorger hergab. Das dürfte auch bei der Versorgung mit Fernwärme ohne größeren Aufwand möglich sein. Es fehlt lediglich die gesetzliche Grundlage.