Eine Legende spielt, der Festivalleiter geht
Lange wollte Christian Stock den Pianisten Kenny Barron engagieren. Zu seinem Abschied als künstlerischer Leiter des Augsburger Jazzsommers hat es geklappt.
Ein Ende. Ein Neubeginn. Erinnerungen an die Tage, als alles anfing, an den kleinen Funken, der einen Flächenbrand auslösen kann. Wenn Kenny Barron auf die Bühne des 27. Augsburger Jazzsommers steigt, lässt er mehrere Dinge auf einmal geschehen, unaufgeregt, entspannt, ohne jede Larmoyanz. Der legendäre amerikanische Pianist spielt und Festivalleiter Christian Stock geht – so einfach ist das! Er habe immer schon versucht, diesen wunderbaren Musiker, diesen Stilbildner für Generationen von Kollegen zu verpflichten, sagt der Impresario des Festivals, selbst als versierter Bassist ein Kollege, zur Begrüßung im proppenvollen Glashaus des Botanischen Gartens, das leider wieder wegen der unsicheren Wetterlage als zweitbeste Lösung für den Abend herhalten muss. Dass es endlich geklappt hat, just zum Finale einer ebenso leisen wie erfolgreichen Ära, mit der sich die Fuggerstadt definitiv von der Rolle der Jazz-Provinz verabschiedet hat, kann man wie eine Fügung des Schicksals betrachten. Oder wie ein Abschiedsgeschenk, dass sich Stock selbst beschert hat.
Im Prinzip ist Kenny Barron für ihn, aber auch den Autor dieser Zeilen, so etwas wie ein Türöffner in eine andere, eine aufregendere, buntere, freiere Welt gewesen. Nicht Bill Evans, nicht Herbie Hancock oder Oscar Peterson, sondern dieser bescheidene, eloquente, abwägende, mit dezent-intellektuellem Humor gesegnete 76-jährige Gentleman stand für viele lange Zeit als Synonym für das Zauberwort mit den vier Buchstaben. Barron konnte alles, er machte nur – was stets höchst angenehm beim Konsumenten ankam – keinen Zirkus daraus. Die Frage, was er tatsächlich sein soll, entzweit seit Jahrzehnten Kritiker und Fans. Ein Hard- oder Beboper? Ein Lyriker? Einfach nur der perfekte Begleiter? Ein Mann für Samba, Swing oder Avantgarde? Laut dem US-Fachmagazin „Down Beat“ seit zwei Jahrzehnten nicht mehr und nicht weniger als der beste Jazzpianist weltweit. Warum eigentlich? Die Fakten liefern wenig Grund zum Ausflippen: Pianotrio, Standards, Swing. Alles schon tausendmal irgendwo gehört.
Dieser Artikel ist hier noch nicht zu Ende, sondern unseren Abonnenten vorbehalten. Ihre Browser-Einstellungen verhindern leider, dass wir an dieser Stelle einen Hinweis auf unser Abo-Angebot ausspielen. Wenn Sie weiterlesen wollen, können Sie hier unser PLUS+ Angebot testen. Wenn Sie bereits PLUS+ Abonnent sind, .
Dieser Artikel ist hier noch nicht zu Ende, sondern unseren Abonnenten vorbehalten. Ihre Browser-Einstellungen verhindern leider, dass wir an dieser Stelle einen Hinweis auf unser Abo-Angebot ausspielen. Wenn Sie weiterlesen wollen, können Sie hier unser PLUS+ Angebot testen.
Die Diskussion ist geschlossen.