Wie das Florian-Favre-Trio dem Regen trotzt
Das gab es beim Jazzsommer in Augsburg noch nie: Der Regen setzt ein und das Publikum im Botanischen Garten kommt den Künstlern so nah wie noch nie.
Was ist das für ein friedvolles Bild: Musiker und Zuschauer Seite an Seite im Rosenpavillon des Botanischen Gartens. Ein Hauch von Woodstock liegt über dem Konzert, das in der Geschichte des Augsburger Jazzsommers wohl eine einmalige Intimität erzeugt: eine Innigkeit, die perfekt zur Musik des Florian Favre Trios passt.
Zuvor sitzt das Publikum allerdings noch um den Rosenpavillon an diesem Abend. Dort spielen im ersten Teil der Kemptener Multiinstrumentalist Matthias Schriefl und seine sechs Mannen unter dem Namen Six, Alps & Jazz und entfesseln ein wahres musikalisches Gewitter – alpenländische Musik verschmilzt mit Avantgardejazz in äußerst komplexen Kompositionen.
Ein herrliches Erlebnis
Alphörner und Saxofone, Flöten und Tuben, Kontrabass und ein wenig Schlagzeug vollführten ein klangvolles Vexierspiel. Was mit einem Jodler begann, in den sich unauffällig leise das Gebläse schlich, wandelte blitzartig in ein jazziges Trompetensolo, mutierte zum belustigenden Reggae, steigerte sich zur Kakofonie, endete im lateinamerikanischen Groove. Das alles innerhalb weniger Minuten, ein herrliches Erlebnis.
Mit dem ersten Regenschauer zur Pause leert sich der Botanische Garten um gut die Hälfte der Besucher. Der Regen geht, Florian Favre erscheint. Schon sprüht der nächste Schauer auf die Verbliebenen nieder. Favre lädt seine Gäste in den Pavillon ein. Freudig folgen die meisten. Und die überaus lyrischen Kompositionen des Florian Favre Trios strahlen ihre unabdingbare Ruhe aus, die selbst im Forte ihre gelassene Ausgeglichenheit beibehalten. Als Instrumentalisten zweifelsohne virtuos, verzichten der Schweizer Pianist und seine Mitmusiker Manu Hagman (Kontrabass) und Arthur Alard (Schlagzeug) auf kraftstrotzende Eskapaden und konzentrieren sich auf das Wesen ihrer Musik, in einer Melancholie, die die Herzen berührt. Umso mehr, da die Zuschauer auf Tuchfühlung mit den Musikern sind.
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