Mit der Kunst wurden jüdischen Familien auch die Erinnerungen geraubt
Plus Was die Nationalsozialisten jüdischen Familien gestohlen haben, war nicht nur kostbar. Mit Kunstwerken verbinden sich Schicksalsgeschichten.
Die eindrücklichsten Momente erlebt Anja Zechel, wenn ihre Arbeit getan ist und der wahre Eigentümer geraubter Kunstwerke ermittelt ist. „Die Rückgabe an die Erben ist immer ein emotionales Ereignis, allerdings kein nur freudiger Augenblick“, weiß die Provenienzforscherin der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen. Denn es steigen belastende Erinnerungen hoch – zugleich mit Gefühlen der Genugtuung. Zechel erzählt davon am Dienstagabend im Online-Gespräch mit Barbara Staudinger, der Direktorin des Jüdischen Museums Augsburg, und mit Miriam Friedmann, die 2018 ein Ölgemälde ihrer Eltern zurückerhalten hat, das diese bis zu ihrem Suizid am Tag vor ihrer drohenden Deportation begleitet hatte.
Eintragungen auf der Rückseite des Bildes legten ergiebige Spuren
Das Finanzamt Augsburg Stadt hat es am 22. Mai 1943 „aus jüdischem Besitz“ übernommen und die Reichskulturkammer bot es alsbald den Staatsgemäldesammlungen zum Erwerb an. Seither war es dort unter Inventarnummer 10.859 gelistet. Was es mit diesem Gemälde auf sich hat, förderte Anja Zechel bei der Überprüfung aller Neuzugänge zwischen 1933 und 1945 mit systematischer Nachforschung und etwas Glück zutage. Denn Eintragungen auf der Rückseite des Bildes „Bauernstube“ legten mehrere ergiebige Spuren: dass es von dem Münchner Maler Ernst Müller stammt, dass es die Galerie Heinemann 1919 verkauft hat und dass doppelt die mysteriöse Zahl 1157 aufgetragen ist.
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