Schönheit, Schmerz und Surreales im Sinfoniekonzert
Plus Was Domonkos Héja, die Augsburger Philharmoniker und der Geiger Linus Roth in Werken von Weinberg und Mahler entdecken.
In diesem Jahr, in welches das 300. Jubiläum des Violinlehrers Leopold Mozart fällt, wird man in seiner Geburtsstadt Augsburg geradezu verwöhnt mit herausragenden Geigenvirtuosen. Letzte Woche war Christian Tetzlaff da, im Frühsommer schaute Isabelle Faust vorbei, und Anfang dieser Woche nun war Linus Roth Solist beim Sinfoniekonzert der Augsburger Philharmoniker. Und wie Tetzlaff das Joachim-Konzert, hatte auch Roth im Kongress am Park ein konzertantes Opus im Gepäck, das bis dato den wenigsten Klassikfreunden live untergekommen sein dürfte, das Violinkonzert von Mieczyslaw Weinberg. Dass Roth dieses Stück des langsam, aber beharrlich ins Publikumsbewusstsein rückenden polnisch-russischen Komponisten aufführte, war in Augsburg nachgerade überfällig, darf´doch der Geiger, der neben seinen Konzertverpflichtungen Professor am hiesigen Leopold Mozart Zentrum ist, als einer der aktuell eifrigsten Sachwalter der Violinmusik Weinbergs und insbesondere des g-Moll-Konzerts gelten.
Als wäre die Violine auf der Flucht
In Weinbergs Musik siegeln sich, vergleichbar derjenigen seines Freundes Schostakowitsch, die extremen, gewaltdurchtränkten Erfahrungen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Ein Horizont, den Linus Roth in seiner Interpretation markant herausarbeitet. Scharfkantig reißt er das Thema des ersten der vier Sätze an, um dann mit eisig exekutierten Bogenstrichen weiterzujagen, als sei die Solostimme auf der Flucht vor dem ebenso unbarmherzig nachsetzenden Orchester. Doch schon in diesem ersten Satz gibt es Momente der Besinnung, in denen Roth Schmelz und Süße entfaltet, dabei aber nie ins Schwärmerische versinkt, sondern den brüchigen Boden in Erinnerung hält – bis die musikalische Hatz auch tatsächlich wieder einsetzt. Ruhiger gehalten ist das folgende Allegretto, vollends das Adagio: ein Gesang von illusionsloser Intensität, ein Zusammenfließen von Schönheit und Trauer, das Roth mit faszinierenden, alle Grade des Seelenschmerzes durchdeklinierender Klangfarben darzustellen vermag. Jubel und einige Bravos für den Solisten, der als Zugabe mit Bach (aus der d-Moll-Partita) die einzig richtige Wahl nach solch einem Konzertstück traf.
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