Umjubelter Paul Potts
Ein Kessel Buntes in Gersthofen
Anheimelndes, auch Erstaunliches in jeder Beziehung erlebte man bei der Veranstaltung „Winterträume“ in der vollen Stadthalle Gersthofen mit dem Auftritt dreier bemerkenswerter Sänger. Ein Star ist seit Jahren Anna Maria Kaufmann. Zu ihr gesellten sich zwei Sänger, die als Seiteneinsteiger ins öffentliche Bewusstsein kamen. Der eine ist ein Phänomen: Paul Potts, der britische Handy-Verkäufer, dürfte längst seinen Beruf an den Nagel gehängt haben. Bei einer Casting-Show schlug er mit seinem naturbegabten Tenor ein, beliefert seitdem ausgiebig und erfolgreich den CD-Markt und ist mit/trotz seiner wenig glamourösen äußeren Erscheinung zu einer Identifikationsfigur geworden. Seine Stimme braucht weder Höhen noch Schwächen zu fürchten.
Auch Deutschland will jetzt seinen Paul Potts gefunden haben, den westfälischen Lastwagenfahrer Winnie Biermann, den schon Florian Silbereisen auf den Bildschirm geholt hat. Doch der ebenfalls natürlich stimmbegabte Amateur ist nicht so weit wie Potts, da sind ihm (noch?) Grenzen gesetzt. Im ersten Teil gefiel er noch durch Natürlichkeit und nette Gestaltung, lieferte sich auch mit Anna Maria Kaufmann im Trinklied „Libiamo“ ein umjubeltes „Traviata“-Ständchen. Aber nach der Pause war kräftemäßig das Limit erreicht.
Anna Maria Kaufmann, attraktive Bühnenerscheinung, erfreut nach wie vor durch sympathisch-lebhafte Präsenz (von „Phantom“ bis Jennifer Rushs „Power of Love“). Paul Potts war eindeutig der Star des Abends, den man von „Granada“, Nino Rotas Soundtrack-Lieder aus „Der Pate“ bis „Nessun dorma“ zurecht umjubelte. Das bunte Treiben von Oldie, Musical, Operette, Volkslied bis Pop war von Bandeinspielungen getragen, die Pianist Martin Helfen routiniert zu einem Halb-Live-Event ergänzte. Die Moderation hatte man Winnie Biermann anvertraut. Sie bestand wesentlich aus den Wörtern „Wau“ (wow) oder „Wunderbar“.
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