Die Biotonne ist künftig für alle Pflicht
Ab nächstem Jahr muss jeder Haushalt den braunen Müllbehälter vorweisen oder seinen Unrat kompostieren. In der Region haben viele Landkreise und Städte vorgesorgt.
Wer bisher die Reste der ausgehöhlten Paprika oder die Bananenschale einfach in den Restmüll warf, sollte sich ab 1. Januar 2015 umgewöhnen. Das Kreislaufwirtschaftsgesetz sieht dann für jeden Haushalt in Deutschland eine braune Biotonne vor. Eine Ausnahme gilt für alle, die ihren Müll im eigenen Garten kompostieren. Ein Sprecher des Umweltministeriums sagt, dass in Bayern derzeit 78 Prozent der Bevölkerung eine Biotonne besitzen. Wer noch keine hat, muss sich bis Ende des Jahres darum kümmern. Die Landkreise der Region sind gut auf die Regelung vorbereitet und haben teilweise die Tonnen bereits verpflichtend eingeführt. Unterschiede gibt es dennoch.
Der Zweckverband für Abfallwirtschaft in Kempten (Zak) ist dem Gesetz schon zwanzig Jahre voraus. 1994 wurde die Pflicht zur Kompostierung oder der Biotonne im Verbandsgebiet eingeführt, das die Stadt Kempten sowie die Landkreise Oberallgäu und Lindau umfasst. „Die Leute haben nachzuweisen, dass sie kompostieren, sonst müssen sie eine Biotonne verwenden“, erklärt Renate Jeni. Dies wurde nun noch einmal überprüft, sagt die Abfallberaterin. Im Prinzip seien Tonne oder Kompost aber flächendeckend vorhanden.
Viele Städte entsorgen ihren Müll in Biogasanlagen
In Kempten und Immenstadt gibt es jeweils eine Biogasanlage. Erstere verarbeitet Küchenabfälle, die andere Gartenabfälle. Insgesamt sind im Verbandsgebiet des Zak 26 594 Biotonnen im Umlauf. Jeni gibt allerdings zu bedenken, dass auf dem Land generell deutlich weniger Tonnen benötigt werden, als in der Stadt, da mehr Leute die Möglichkeit zur Kompostierung haben. In Augsburg gibt es die Biotonne ebenfalls seit zwanzig Jahren. „Die Akzeptanz dafür liegt bei 88 Prozent, der fehlende Rest begründet sich aus Gewerbebetrieben und kompostierenden Haushalten“, sagt Georg Holder, Betriebsleiter beim Abfallwirtschafts- und Stadtreinigungsbetrieb der Stadt Augsburg.
Die Besonderheit: Die Bürger müssen für die Biotonne nichts bezahlen. Der kleine Beitrag dafür, wie auch für die grüne und die gelbe Tonne, ist bereits in der Gebühr für die graue Restmülltonne enthalten. So spart sich die Stadt den Verwaltungsaufwand. Bürger, die ihren Unrat mit einem Komposter entsorgen, erhalten sogar einen Zuschuss für das Gerät von bis zu 40,90 Euro. Jährlich fallen in Augsburg 22 000 Tonnen Biomüll an. Für eine mittelgroße Stadt ist dieser Wert recht hoch, meint Holder.
Doch wie werden diese Berge von Unrat eigentlich entsorgt? Der Biomüll aus Augsburg und den Landkreisen Augsburg und Aichach-Friedberg wird zu einer seit Dezember 2013 laufenden Biogasanlage geschafft. Diese kann bis zu 55 000 Tonnen im Jahr verwerten, sagt Wolfgang Veszely von der Abfallverwertung Augsburg (AVA).
Die Regelung stößt auf Kritik
Eine jährliche Zunahme der Biotonnen können die Landkreise Donau-Ries und Dillingen verzeichnen. „60 bis 65 Prozent der Bürger haben bereits eine Tonne“, sagt Hubert Schmid, stellvertretender Werkleiter des Abfallwirtschaftsverbandes Nordschwaben. Sie werden in den Sommermonaten wöchentlich und ansonsten zweiwöchentlich geleert, was bei den Bürgern sehr gut ankommt.
Der Tonnenpflicht steht Schmid kritisch entgegen: „Wenn man die Bürger zwingt, eine zu nehmen, leidet wahrscheinlich die Materialqualität. Die Leute werfen dann Müll rein, der nicht hineingehört.“ Bisher enthalte der Biomüll nur wenig Fremdstoffe, wie beispielsweise Fleischreste.
Ganz anders wird die Biomüllentsorgung im Landkreis Neu-Ulm gehandhabt. „Die Erfassung der Grünabfälle wird auf die Gemeinden und Städte übertragen, welches System sie einführen ist ihnen dabei selbst überlassen“, erklärt Thomas Moritz, Werkleiter des Abfallwirtschaftsbetriebs des Landkreises Neu-Ulm. In den Städten gibt es Biotonnen. „Die Gemeinden, die bislang keine Tonne haben oder ihren Müll zum Wertstoffhof bringen, sind in der Regel sehr ländlich strukturiert. Eine Tonne macht da meist nicht so viel Sinn wie die Kompostierung“, sagt Moritz.
Nach der Kommunalwahl, wenn es in den Gemeinden neue Räte oder Bürgermeister gibt, müsse das Problem demnächst aber angegangen werden. Verschiedene Orte mit Biotonnen nutzen bereits Biogasanlagen verschiedener Anbieter aus der Region. Werkleiter Moritz betont, dass eine städtische Anlage wie beispielsweise in Augsburg deshalb nicht notwendig ist. mit dpa
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