"Auch ein Bischof ist und bleibt ein Lernender"
Exklusiv-Interview mit Bischof Walter Mixa über seinen Alltag, Papst Benedikt und eine mögliche Annäherung der christlichen Kirchen. Mit Bischof Walter Mixa erhält die Diözese Augsburg einen neuen Oberhirten. Marcus Barnstorf unterhielt sich mit dem 64-Jährigen über seine Vorstellungen von seiner neuen Tätigkeit.
Zu Beginn des Tages nehme ich mir eine Zeit der Besinnung und des Gebetes, wenn möglich in Verbindung mit der Feier der heiligen Messe. Fast jeden Tag führe ich persönliche Gespräche mit Einzelnen und mit Gruppen, natürlich auch mit den engsten Mitarbeitern des bischöflichen Ordinariats. Der Posteingang benötigt Aufmerksamkeit und nach Möglichkeit eine rasche Beantwortung. In der Regel sind in jeder Woche innerhalb der Diözese viele Begegnungen mit den Gläubigen nicht zuletzt in Verbindung mit Gottesdiensten. Auch für die Militärseelsorge muss auch ein zeitlicher Raum vorgehalten werden.
Aus den apostolischen Briefen des Neuen Testaments und aus der frühchristlichen Glaubenstradition wird deutlich, dass der Bischof in der Nachfolge der Apostel steht und verantwortungsvoll Jesus Christus gegenüber für die Gläubigen seinen Dienst tut. Das Wort Bischof stammt aus dem griechischen und kann übersetzt werden mit "Wächtern auf dem Turm". Der Bischof allgemein und speziell jeder Diözesanbischof hat die verantwortungsvolle Aufgabe, in ansprechender Weise die Gläubigen in der unverfälschten Glaubenswahrheit zu unterweisen und dadurch eine persönliche und existentielle Lebenshilfe zu geben.
Der Dialog mit den Gläubigen, besser gesagt die Begegnung mit ihnen geschieht nicht nur bei den zu unterschiedlichen Ereignissen gefeierten Gottesdiensten, sondern auch außerhalb des Gotteshauses und vor allem auch sehr intensiv durch die so genannten "Visitationen". Das sind Besuche des Bischofs in den Pfarreien und Begegnungen mit unterschiedlichen Gruppierungen dort.
Auch ein Bischof ist und bleibt ein Lernender! Während meines bischöflichen Dienstes, neuneinhalb Jahre in der Diözese Eichstätt und bis jetzt fünf Jahre in der Militärseelsorge, habe ich sehr viel gelernt. Die Bereitschaft zum Zuhören und zu einem fairen Dialog muss unbedingt da sein; gleichzeitig muss der Bischof dann aber auch Entscheidungen treffen und darf kein "Feigling" sein. Die Verpflichtung zu einer glaubwürdigen Missionierung ist heute in jeder deutschen Diözese selbstverständliche Forderung.
Bischof Dr. Josef Stimpfle kannte ich sehr gut, da er mich zum Priester geweiht hat und mir in meiner Promotion die Aufgabe der Priesterfortbildung in unserer Diözese übertragen hat. Von Anfang an hatte ich aber auch mit Bischof Dr. Viktor Josef Dammertz ein gutes und brüderliches Verhältnis, so dass wir uns untereinander gut austauschen konnten.
Es ist richtig, sollte aber nicht überschätzt werden, dass ich zu Papst Benedikt ein guten Kontakt habe, zumal ich ihn schon seit meiner Tätigkeit als AStA-Vorsitzender an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Dillingen gut kennen gelernt habe. Sie werden verstehen, dass ich über einen möglichen Besuch des Heiligen Vaters in Augsburg keine Aussagen machen kann und auch keine überzogenen Forderungen stellen werde.
Nicht nur Augsburg kann als eine Stadt der Ökumene bezeichnet werden; nicht wenige Regionen in der Diözese Eichstätt haben einen Bevölkerungsanteil von weniger als 20 Prozent Katholiken. Seit meiner Jugend ist mir Ökumene nicht fremd und als Bischof habe ich in der Diözese Eichstätt auf sinnvolle Weise ökumenische Begegnungen und gemeinsames christliches Zeugnis sehr gefördert. Diese Bereitschaft und dieses Bemühen bringe ich selbstverständlich nach Augsburg mit.
Der XX. Weltjugendtag in Köln hat in einer realistischen Weise deutlich gemacht, dass viele Jugendliche echtes Interesse haben an Jesus Christus, an der Botschaft der Evangelien und an der Glaubenslehre der Kirche. Wir müssen wieder viel mehr Zivilcourage aufbringen, Jugendliche, die sich im kirchlichen Leben engagieren, zu fragen, ob sie sich nicht auf den Weg der Nachfolge Christi im Priester- und Ordensberuf vorstellen könnten. In diesem Bereich werde ich mich wie bisher in einer unaufdringlichen Weise engagieren.
Eine gute und aufrichtige Zusammenarbeit mit meinen engsten Mitarbeitern. Mit der Bitte um Weisheit und um die Gesundheit des Leibes und der Seele sehe ich es als Hauptaufgabe an, die Kirche in der altehrwürdigen Diözese Augsburg als eine missionarische und bekennende Kirsche, als lebendige Glaubensgemeinschaft zu fördern.
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