Ein Verdacht erschüttert Manroland
Die Staatsanwaltschaft Darmstadt ermittelt gegen mehrere Mitarbeiter des Augsburger Konzerns Manroland wegen Bestechung. Von Michael Stifter
Es sollte ein Befreiungsschlag werden: Am vergangenen Freitag verkündete Vorstandschef Gerd Finkbeiner sein Zukunftskonzept für den angeschlagenen Druckmaschinenhersteller Manroland. Trotz harter Einschnitte - allein am Standort Augsburg sollen weitere 200 Stellen abgebaut werden - herrschte nach monatelangem Zittern so etwas wie Aufbruchstimmung. Schon wenige Tage später ist die Verunsicherung zurückgekehrt. Die Justiz ermittelt wegen des Verdachts der Bestechung gegen Mitarbeiter des Konzerns.
"Wir haben am Montag ein Verfahren gegen mehrere Personen eingeleitet", bestätigte Ger Neuber, Sprecher der Staatsanwaltschaft Darmstadt, gestern im Gespräch mit unserer Zeitung. Die hessische Behörde ist zuständig, weil Manroland seinen Firmensitz im benachbarten Offenbach hat. Den Anstoß zu den Ermittlungen habe das Unternehmen selbst gegeben, sagte Neuber.
Bei der Vorbereitung einer Betriebsprüfung waren Unregelmäßigkeiten bei Provisionszahlungen im Vertrieb aufgetaucht, teilte Manroland mit. Offenbar sind nicht genau bezifferte Summen an eine Schweizer Tochterfirma geflossen, ohne dass dafür eine Gegenleistung erbracht wurde. Was mit dem Geld passiert ist, konnte bislang nicht geklärt werden. Es besteht der Verdacht, dass damit Kunden bestochen wurden. Aber auch ein Steuervergehen ist nicht ausgeschlossen.
Manroland hat den Ermittlern jede Unterstützung zugesagt. "Auch im Lichte der Neuausrichtung des Unternehmens räume ich der Aufklärung dieser Vorfälle höchste Priorität ein", teilte Konzernchef Finkbeiner mit. Die betroffenen Mitarbeiter würden derzeit befragt, sagte ein Firmensprecher.
Der Fall weckt unangenehme Erinnerungen an den Korruptionsskandal um den Münchner Nutzfahrzeugriesen MAN, dem Manroland zu knapp einem Viertel gehört. Im Zuge der MAN-Affäre, die im vergangenen Jahr hochkochte und den Dax-Konzern unter dem Strich rund 220 Millionen Euro kostete, musste fast die gesamte Führungsmannschaft gehen - inklusive Konzernchef Håkan Samuelsson.
Welche Ausmaße die Ermittlungen rund um Manroland annehmen, konnte die Staatsanwaltschaft gestern noch nicht sagen.
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