In den Unternehmen sollen Vorurteile abgebaut werden
Michael Huthmann ist 19 Jahre alt und arbeitet bei der Augsburger Firma Heppan als Schlosserhelfer. Das allein wäre nicht ungewöhnlich. Aber Michael Huthmann ist lernbehindert. Trotzdem hat sich Geschäftsführer Johann Kühling für den 19-Jährigen entschieden und ist höchst zufrieden. Von Johannes Graf
Von Johannes Graf
Augsburg - Michael Huthmann ist 19 Jahre alt und arbeitet bei der Augsburger Firma Heppan als Schlosserhelfer. Das allein wäre nicht ungewöhnlich. Aber Michael Huthmann ist lernbehindert. Trotzdem hat sich Geschäftsführer Johann Kühling für den 19-Jährigen entschieden und ist höchst zufrieden. Huthmann hat es geschafft. Zunächst machte er in der Firma ein Praktikum, jetzt ist er fest angestellt. Er ist in ein Unternehmen integriert, das nicht speziell für Behinderte ausgelegt ist. Doch Huthmann ist einer von wenigen.
"Das Bild der Behinderten in den Unternehmen ist immer noch von Vorurteilen geprägt", sagt Dörte Bernhard von der Universität Köln. Sie ist eine der Expertinnen und Experten, die die Katholische Jugendfürsorge der Diözese Augsburg (KJF) zur Premiere ihrer "Forschungswerkstatt" eingeladen hat. Die Jugendfürsorge holt sich dort im Dialog mit externen Instituten Anregungen, um die tägliche Arbeit mit Behinderten zu optimieren.
Der Bedarf ist da, das Anforderungsprofil an die Jugendlichen und die Unternehmen ist komplexer geworden: in der Landwirtschaft, dem Handwerk, der Hauswirtschaft. Dort bestehen gute Chancen für die Integration Behinderter in "normale" Betriebe. Die größten Vermittlungsprobleme gibt es bei Menschen, die keine isolierte Behinderung haben, also körperlich und geistig beeinträchtigt sind.
Winfried Karg, Sprecher der KJF, macht deutlich, wo man bei der Vermittlung der behinderten Jugendlichen ansetzen müsse. "Man muss die Stärken der Menschen hervorheben und nicht die Schwächen betonen", sagt Karg. Der 19-jährige Michael Huthmann liefert den Beweis. In motorischen Arbeiten sei er geschickter und schneller als andere Angestellte, sagt sein Chef Johann Kühling. Seine Firma beschäftigt immer wieder schwer vermittelbare Jugendliche. Andere Unternehmen hinken da noch hinterher.
Auch der Bezirk Schwaben hat das erkannt. Sein Projekt heißt "EVA" (siehe Infokasten), bezieht sich auch auf Erwachsene und besitzt gegenüber der "Forschungswerkstatt" stärkeren praktischen Bezug. 100 000 Euro lässt sich der Bezirk das Projekt jährlich kosten. Derzeit werden 16 behinderte Personen in Schwaben ganz individuell auf ihren Job in einem Unternehmen des ersten Arbeitsmarkts vorbereitet. Erste Erfolge gebe es bereits, so Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert. Er warnt jedoch vor zu viel Optimismus, leider seien diese Fälle Ausnahmen. "Unternehmen sehen in Arbeitnehmern mit Behinderung immer noch ein Problem, das ist in den Köpfen drin." Das weiß auch Robert Neuhauser vom Integrationsfachdienst Schwaben. Häufig seien die Voraussetzungen in den Unternehmen nicht vorhanden.
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