Auto als Waffe benutzt
Anklage wegen Totschlags: Eine 65-Jährige soll eine 84-Jährige aus Angst vor dem eigenen Alterungsprozess überfahren haben.
Ochsenfurt (ddp). Die Staatsanwaltschaft Würzburg hat ein halbes Jahr nach einem tödlichen Unfall auf einem Supermarktparkplatz in Ochsenforth in Unterfranken Anklage gegen eine 65 Jahre alte Frau erhoben. Sie habe ihr Auto als Waffe benutzt, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Freitag auf ddp-Anfrage.
Der Frau werde Totschlag und gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr vorgeworfen. Der Pkw-Fahrerin hatte im Januar mit ihrem Auto eine 84-Jährige, die mit ihrem Sohn den Parkplatz überqueren wollte, erfasst und überrollt. Die Rentnerin erlag noch an der Unfallstelle ihren schweren Verletzungen.
Nach Zeugenaussagen habe die Fahrerin mehrfach gehupt und geschimpft, weil es ihr zu lange gedauert habe, ehe die behinderte Rentnerin den Platz zwischen zwei Parkbuchten überquert hatte. Dann habe die 65-Jährige den Motor der schweren Limousine aufheulen lassen und Gas gegeben.
Die Angeschuldigte hatte angegeben, sie sei aus Versehen von der Bremse aufs Gaspedal gerutscht. Dies sei nach Beweislage "völlig unplausibel", sagte der Sprecher. Aufgrund des psychologischen Gutachtens gehe er davon aus, dass die Angeschuldigte in der behinderten Rentnerin die Verkörperung des eigenen Altersprozesses sah. Der wiederum sei Ursache für ihre eigenen Ehe- und Lebensprobleme, was ihre Wut noch gesteigert habe. Sollte die Frau vom Gericht als voll schuldfähig eingestuft werden, droht ihr eine Freiheitsstrafe zwischen 5 und 15 Jahren.
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