Baby zu Tode geschüttelt: Vater muss lange Zeit hinter Gitter
Weil seine fünf Tage alte Tochter nicht aufhört zu schreien, schüttelt sie der Vater. Das Kind wird schwer verletzt - stirbt wenig später im Krankenhaus. Nun hat das Gericht ein Urteil gesprochen.
Ein junger Familienvater hat sein schreiendes, erst fünf Tage altes Baby so heftig geschüttelt, das es wenige Tage darauf an massiven Hirnblutungen in der Kinderklinik des Augsburger Klinikums gestorben ist. Der 29-Jährige muss dafür nun neun Jahre ins Gefängnis.
Das Landgericht Augsburg wertet die Tat, wie vom Staatsanwalt gefordert, als Totschlag. Beide Verteidiger hatten eine deutliche niedrigere Strafe gefordert. Ihrer Ansicht nach hat ihr Mandant den Tod seiner kleinen Tochter nur fahrlässig verursacht.
Zeugen beschreiben den Vater als liebevoll
In dem dreitägigen Prozess hatten Zeugen gesagt, den Lagerarbeiter als liebevollen, umsichtigen Vater erlebt zu haben. Der 29-Jährige war bei der Geburt seiner Tochter dabei gewesen. Die Familie hat noch einen kleinen Sohn. Die Ehefrau gibt ihrem Mann keine Schuld am Tod der kleinen Mira. „Ich habe keine Sekunde daran gezweifelt, dass es ein Unglücksfall war.“ Vor Gericht betonte die 28-jährige Rettungsassistentin: „Ich stehe zu meinem Mann.“
Zur Tatzeit hatte sie beide Kinder mit dem Vater alleine gelassen, um einkaufen zu gehen. Ihre Tochter hatte die Nacht zuvor viel geschrien, schlief jedoch zu dem Zeitpunkt, eingehüllt in ein Wickeltuch auf der Wohnzimmercouch. Als sie dann wieder schrie, habe ihn das gestört und geärgert, warf Staatsanwalt Hans-Peter Dischinger dem Angeklagten vor. Der Vater saß in dem Moment an einem Computerspiel, nebenzu lief eine Fernsehserie.
Eine „immense Tragödie“ für die Familie
Aus Sicht des Gerichts ist das Geschehen eine „immense Tragödie“ für die Familie. Dennoch sei der Angeklagte wegen einer schweren Gewalttat an einem schutzlosen Kind zu verurteilen. Jede Mutter und jeder Vater, so Richter Christoph Wiesner, wisse heutzutage, dass man ein Baby nicht schütteln darf. Ein Münchner Gerichtsmediziner illustrierte dies an einem Beispiel. Wird ein vier Kilo schweres Baby kräftig geschüttelt, wirken auf seinem Kopf Kräfte ein, als wenn ein Gewicht von 1,5 Tonnen aus sechs Meter Höhe auf ihn fallen würden.
Jährlich werden in Deutschland zwischen 100 bis 200 Säuglinge mit einem Schütteltrauma in Kliniken eingeliefert. Jedes dritte Kind stirbt an den Folgen.
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