Das Ladensterben auf dem Land geht ungebremst weiter
Die Zahl kleiner Lebensmittelgeschäfte schrumpft massiv. Dafür schießen die Supermärkte aus dem Boden. Die Grünen sagen: Der Trend stellt die Lebensqualität auf dem Land infrage.
Discounter auf der grünen Wiese anstatt Lebensmittelläden im Ortszentrum – ein Trend, der überall im ländlichen Bayern ungebremst weitergeht: Allein in den vergangenen zehn Jahren schrumpfte die Zahl der meist zentrumsnahen kleinen Läden bis 400 Quadratmeter Verkaufsfläche um mehr als vierzig Prozent, wie das bayerische Wirtschaftsministerium auf eine Landtags-Anfrage der Grünen mitteilte.
Der Rückgang war in allen Landesteilen massiv, jedoch mit regionalen Unterschieden: Während in Oberfranken fast jeder zweite Mini-Supermarkt aufgab, wies Schwaben mit einem Rückgang von immerhin noch 31,1 Prozent den geringsten Schwund auf. Unterfranken lag mit einem Minus von 45,6 Prozent deutlich über dem Bayern-Schnitt.
Im Gegensatz dazu stieg die Zahl der großen Supermärkte auf dem Land mit einer Verkaufsfläche ab 400 Quadratmeter an – im Bayern-Schnitt um immerhin 6,44 Prozent. Mehr noch als die Anzahl – die in Unterfranken im Gegensatz zu allen anderen Regierungsbezirken mit 237 exakt gleich blieb – wuchs aber die Verkaufsfläche der Lebensmittel-Märkte: von knapp zwölf Prozent in Unterfranken über gut 15 Prozent in Oberfranken bis zu rund 23 Prozent in Schwaben und mehr als 27 Prozent in Oberbayern. Ein bayerischer Supermarkt im ländlichen Raum hat damit im Schnitt nun deutlich mehr als 1100 Quadratmeter Verkaufsfläche.
Zwei Vorteile: Größeres Warenangebot, günstigere Preise
Eine Entwicklung, die bei Warenangebot und Preisen Vorteile haben mag, aber zumindest aus Sicht der Landtags-Grünen die Lebensqualität im ländlichen Bayern infrage stellt: „Der weiter anhaltende Strukturwandel im Einzelhandel gefährdet die fußläufige Nahversorgung im ländlichen Raum“, kritisiert etwa Markus Ganserer, der für die Grünen in einer Landtags-Kommission zum Thema „Gleichwertige Lebensverhältnisse“ sitzt.
Zwar konnte oder wollte das Aigner-Ministerium nicht beantworten, wie sich die Entfernung der Land-Bevölkerung zum nächsten Lebensmittel-Laden verändert hat oder wo genau die großen Supermärkte liegen: Die Begriffe „Ortskern“ und „Ortsrand“ seien „nicht definiert“, eine Beantwortung deshalb nicht möglich, erklärte Wirtschaftsstaatssekretär Franz Josef Pschierer (CSU).
„Die fußläufige Nahversorgung im ländlichen Raum hat sich deutlich verschlechtert“, glaubt Ganserer. Die Antworten zeigten zudem „wie wenig sich die CSU-Regierung mit diesem so wichtigen Thema beschäftigen will“. Ein wichtiger Schritt zur wohnortnahen Versorgung könnte aus Sicht der Grünen eine stärkere Förderung von oft genossenschaftlichen Dorfläden durch die Staatsregierung sein. Knapp 150 solche Läden gibt es laut Wirtschaftsministerium, vor allem im ländlichen Schwaben, Oberbayern, Unterfranken und Oberfranken. 23 neue Projekte seien seit 2011 mit rund zwei Millionen Euro aus Landes- und EU-Mitteln gefördert worden. Viel zu wenig, findet Ganserer. Regional produzierte hochwertige Lebensmittel müssten auch regional vermarktet werden: „Nur so können wir lebendige Ortskerne im ländlichen Raum erhalten.“
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