"Er war ein wunderbarer Mensch"
Zeit seines Lebens war Günter Holland ein Mann von großer Anziehungskraft, einer, der die Menschen auf seine zurückhaltende Art gewann. Gestern Mittag gaben ihm Angehörige sowie rund tausend Freunde, Weggefährten und einstige Kollegen mit ihrer Anteilnahme etwas von der Menschlichkeit zurück, die sie vom verstorbenen Verleger und Herausgeber unserer Zeitung erfahren haben. In einem bewegenden, sehr persönlichen Gedenkgottesdienst in der voll besetzten Augsburger Basilika St. Ulrich und Afra nahmen sie Abschied von Günter Holland.
Von unserem Redaktionsmitglied Ronald Hinzpeter
Getragen von der berührenden Musik Bachs, Mozarts, Mahlers, aber auch eines Jazz-Stücks für den Mann, der diese Klänge so liebte, erinnerte die Feier an ein Leben von "besonderer Ausstrahlung", wie es Thomas Goppel nannte. Als Vertreter des Ministerpräsidenten und der Staatsregierung würdigte Bayerns Minister für Wissenschaft, Forschung und Kunst Günter Holland als eine einzigartige Persönlichkeit, "einen der Großen unter den Chefredakteuren, Herausgebern und Verlegern".
Der gebürtige Westfale habe die Augsburger Allgemeine im Verbund mit der Allgäuer Zeitung zu einer der größten und erfolgreichsten Regionalzeitungen Deutschlands gemacht. Günter Holland habe es stets verstanden, dass der Journalismus "eine Seele braucht, die Heimatnähe heißt und sich Standorttreue buchstabiert". Darüber hinaus habe man sich bei ihm darauf verlassen können, dass die Grundtugenden des Berufsstandes gelten: Seriosität, Wahrheitsnähe und Fairness in der Berichterstattung.
Nach den Worten von Goppel verdankt der Freistaat Bayern seine Kraft, Stärke, Leidenschaft und seinen Ideenreichtum Menschen wie Günter Holland, "die nicht nach persönlichem Nutzen und vordergründiger Ehre fragen, bevor sie nach dem langen Tief in der deutschen Geschichte neu anpackten".
Hermann Balle, Vorsitzender des Verbands Bayerischer Zeitungsverleger, sagte, Günter Holland habe in einer "geradezu idealtypischen Weise" die Funktionen des Verlegers, Herausgebers und Chefredakteurs in seiner Person vereint, was letztlich den Erfolg seines beruflichen Schaffens ausmachte. Dazu hat in den Augen Balles auch beigetragen, dass der Verstorbene die Ausbildung des Journalisten-Nachwuchses zu einer der besten in Deutschland entwickelt habe. Damit sei er beispielgebend für sämtliche Medien gewesen.
In einem einzigen Satz fasste Theo Waigel zusammen, wie er für Günter Holland empfand: "Er war ein wunderbarer Mensch." Der ehemalige Bundesfinanzminister lobte die menschliche Treue, die Freundschaft, das soziale Denken, die journalistische Perfektion, die Fairness und den journalistischen Weitblick des Mannes, der seinen Mitmenschen "liebevoll, zuvorkommend und mit leichter Melancholie begegnete".
Nicht nur die Mächtigen, von denen er sich nie habe vereinnahmen lassen, schätzten ihn als Gesprächspartner, die Meinung der kleinen Leute sei ihm genauso wichtig gewesen: "Seine Noblesse und gewinnende Ausstrahlung führte Menschen aller Schichten, verschiedenster Herkunft und unterschiedlicher Konfessionen zusammen." Ihm habe niemand böse sein können, wenn er mit kritischer Feder, ironischem Unterton und skeptischem Blick Fehlentwicklungen und falsche Entscheidungen angefochten habe.
Waigel hob auch hervor, wie wichtig die Frau an seiner Seite für Hollands berufliches Lebenswerk war: "Ohne seine Frau Ellinor hätte er nicht vollbringen können, was er tat. Sie hielt ihm den Rücken frei und brachte sich im gemeinsamen Werk mit der ganzen Kraft ihrer Persönlichkeit ein."
Schon von Berufs wegen standen sich Rainer Bonhorst, Chefredakteur unserer Zeitung, und Günter Holland sehr nahe. Doch es war mehr als das. Bonhorst empfand den Herausgeber als "väterlichen Freund", deshalb fiel sein Nachruf besonders bewegend aus. Er erinnerte daran, wie sein Gesprächspartner, mit dem er so gerne über die Themen der Zeit plauderte, in seiner manchmal pessimistischen Art "von Zeit zu Zeit ein bisschen an der Welt verzweifelte".
Für Bonhorst war Günter Holland stets ein "Gentleman im Chefsessel", der seine Zeitung milde, liberal, aber auch wirkungsvoll führte. Einer, der die seriösen Traditionen des Journalismus in einem sich rasant verändernden Medienbetrieb hochhielt. Einer, der zwar milde war, aber auch ein kritisch nachfragender Mann und "als Journalist sehr anspruchsvoll".
Bonhorst sprach für seine vielen ebenfalls versammelten Redakteurskollegen, wenn er sagte: "Er war ein Vorbild, ohne sich groß als ein solches aufzubauen. Und weil sein Charisma so dezent, so gar nicht auf Raumfüllung ausgelegt war, verehrten wir Journalisten ihn." Für die weitere Arbeit versprach er deshalb: "Wenn es denn schon ohne ihn sein muss, dann wollen wir in seinem Sinne weitermachen."
Wie wichtig für Günter Holland Freundschaften waren, erzählte der Publizist Haug von Kuenheim (ehemals Die Zeit): "Er konnte nicht nur Freundschaften schließen, er konnte sie auch pflegen." Mit Haug von Kuenheim pflegte er sie sehr lange. Der Mann aus Hamburg schätzte an dem Wahl-Augsburger unter anderem "seine von Herzen kommende Anteilnahme, seine Höflichkeit und seinen trockenen Witz".
Das Wichtigste im Leben war Günter Holland seine Zeitung gewesen: "Das war seine Passion." Trotz seines hohen Alters sei er bis zuletzt ihr "liberales Gewissen" gewesen.
 
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