"Das prägt für den Rest des Lebens"
Großandrang beim ersten Viehscheid des Jahres im Allgäu. 10.000 Besucher haben den Alpabtrieb der geschmückten Rinder beobachtet. Die Kühe - davon sind viele Bauern überzeugt - sind gesünder, wenn sie den Sommer in den Bergen verbracht haben.
Von Markus Röck, Pfronten. Großandrang beim ersten Viehscheid des Jahres. 10.000 Besucher haben den Alpabtrieb der geschmückten Rinder beobachtet. Die Kühe - davon sind viele Bauern überzeugt - sind gesünder, wenn sie den Sommer in den Bergen verbracht haben.
"Wenn sie auf der Alp waren, dann sind sie richtig gesund." Vom Erfolg des "Kurlaubs" für sein Jungvieh ist der Allgäuer Manfred Gast voll überzeugt. Wie schon der Vater schickt er deshalb jedes Jahr Schumpen nach Pfronten. Ein Dutzend ist es diesmal, das den Sommer auf dem Edelsberg verbrachte und das er am Samstag bei dem ersten großen Allgäuer Viehscheid dieses Herbstes abholt.
Rund 10 000 Besucher haben die prachtvoll geschmückten Kranzrinder, die durch die Straßen galoppierenden Schumpenherden, der Krämermarkt und das große Festzelt in diesem Jahr angelockt, schätzt die Gemeinde. Die Besucher nahmen teils weite Anreisen auf sich - sogar aus der französischen Partnergemeinde Thoiry radelte eine Gruppe zum Viehscheid nach Pfronten. Dagegen kommen die meisten Landwirte, die ihre Tiere abholen, aus der Umgebung, sprich dem südlichen bis mittleren Ostallgäu.
In anderen Gegenden des Allgäus wird das Jungvieh dagegen auch aus der weiteren Umgebung auf die Alp gebracht, sagt Peter Danks, der Geschäftsführer des Alpwirtschaftlichen Vereins Allgäu. Auf rund 100 Kilometer schätzt er das Einzugsgebiet, das bis nach Oberschwaben und Oberbayern reicht. Sogar 1600 österreichische Tiere aus Tirol und Vorarlberg waren unter den insgesamt rund 30 000, die diesen Sommer auf einer der 682 Alpen im Allgäu verbrachten.
"Das prägt die für den Rest ihres jungen Lebens", ist Danks vom Sinn der "Sommerfrische" für die Kühe überzeugt. Auch wissenschaftliche Studien hätten die gesundheitlichen Vorteile belegt: Die Tiere werden durch das Reizklima abgehärtet, werden trittsicherer und geben mehr Milch.
"Auf den Bergen lernen sie laufen", bestätigt Berthold Langhof aus Seeg, der neben seinem Metallbaubetrieb eine kleine Landwirtschaft betreibt. Den Hof hatte einst sein Vater gekauft. Auch sein Sohn Christian, der mit nach Pfronten gekommen ist, um die fünf Schumpen abzuholen, will daran festhalten, das Jungvieh im Sommer auf die Alp zu schicken. Für den Landwirt hat das noch einen weiteren Vorteil, wie Erwin Lochbihler aus Rieden am Forggensee ergänzt: Die Tiere stehen im Sommer nicht in seinem Stall. Das bedeutet nicht nur weniger Arbeit und weniger benötigte Futterfläche, sondern bringt auch noch Vorteile bei den Förderprogrammen. "Nur durch die Zuschüsse lohnt es sich", antwortet deshalb Manfred Gast auf die Frage, ob es ihm denn etwas bringe, seine Schumpen auf die Alp zu schicken.
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