Volksfeststimmung statt Neonazi-Aufmarsch
Der befürchtete Ansturm Rechtsextremer auf die oberfränkischeKleinstadt Gräfenberg ist ausgeblieben. Statt der erwarteten 1000Neonazis hatten sich am Samstag nur etwa 250 Demonstranten eingefunden.Zwischenfälle meldete die Polizei nicht.
Gräfenberg (dpa/lby) - Der befürchtete Ansturm Rechtsextremer auf die oberfränkische Kleinstadt Gräfenberg ist ausgeblieben. Statt der erwarteten 1000 Neonazis hatten sich am Samstag nur etwa 250 Demonstranten eingefunden. Zwischenfälle meldete die Polizei nicht.
Dafür feierten rund 800 Gegendemonstranten auf dem Marktplatz unter dem Motto "Gräfenberg ist bunt" eine Art Volksfest. "Das einzige, was die Stimmung trübt, ist, dass wir nach Vorgabe des Verwaltungsgerichts Bayreuth unseren Marktplatz räumen müssen, damit die Nazis hier demonstrieren können", beklagte Gräfenbergs Bürgermeister Werner Wolf (Freie Wähler) noch am Mittag. Doch ein paar Stunden später weigerten sich die Demonstranten des Bürgerforums und der Nürnberger Antifaschisten einfach, ihren Platz zu räumen.
Auch am Abend hielten sie die Stellung. Zwischendurch artete die fröhliche Stimmung allerdings in eine harte Geduldsprobe aus. Auf einen kurzen Versuch der Polizei, den Platz doch noch zu räumen, folgten wütende Pfeifkonzerte. Inzwischen hatte die Polizei den NPD- Demonstranten angeboten, entweder umzukehren oder aber in der Nähe des Kriegerdenkmals weiter zu demonstrieren. Nach ersten Protesten entschieden sich die NPD-Anhänger, auf dem Bahnhofsplatz darauf zu warten, dass der Marktplatz doch noch frei wird. Kurz darauf dudelte in der Innenstadt wieder ein CD-Player "Rock around the clock". Vertreter des Bürgerforums hatten von einem Wirt in der Innenstadt Bratwürstchen-Nachschub organisiert. Sie wurden als "Braune im Weggla" verkauft.
"Ich finde es klasse, dass die Bürger sich entschieden haben, doch noch zu bleiben", freute sich eine Frau. Sie selbst fühle sich schon lange bedroht durch die allmonatlichen Versuche der NPD, in ihrer Stadt Fuß zu fassen. Am Nachmittag waren auch viele Familien mit Kindern auf dem Platz. Gegen 15.00 Uhr stieg ein Meer von bunten Luftballons vom Marktplatz hoch. "Das ist das schöne an Gräfenberg, dass hier alle zu Wort kommen", sagte eine erfahrene Demonstrantin, die angereist war, um die Gräfenberger zu unterstützen. Am Nachmittag wechselten sich Reden lokaler Politiker ab mit musikalischen oder kabarettistischen Einlagen der fränkischen Kabarettisten Klaus Karl- Kraus oder Bernd Regenauer.
Viele Geschäfte in der Innenstadt hatten vorsorglich erst gar nicht geöffnet. Die Anwohner schauten dem Treiben von ihren Fenstersimsen aus zu oder mischten sich unter die vielen Besucher auf den Bierbänken. Eine Musik-Gruppe hatte eigens für die Demonstration ein Spottlied auf die unerwünschten "braunen Touristen" gedichtet und begleitet von einer Gitarre vorgetragen. "Es ist schön, dass so viele Leute von außerhalb hergekommen sind", sagte Forchheims Landrat Reinhardt Glauber (Freie Wähler). Während des ganzen Tages gab es in Gräfenberg ein enormes Polizeiaufgebot an den Ortseingängen und in der gesamten Innenstadt. Die ersten 30 NPD-Demonstranten wurden von etwa 30 Polizeibussen auf dem Bahnhofsplatz empfangen und von den Beamten gleich auf Waffen hin untersucht.
Gräfenberg war in den vergangen Jahren häufig Schauplatz rechtsextremer Demonstrationen in der Nähe eines besonders großen Kriegerdenkmals. An diesem Samstag hatte die NPD nach Angaben des Bürgerforums erstmals auch eine Demonstration in der Innenstadt angemeldet.
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