Auf Feldern und Wiesen geht es heiß her
Wer kann, verkrümelt sich bei diesen Temperaturen in den Schatten und verschiebt anstrengende Arbeiten auf später. Viele Landwirte haben allerdings keine Wahl: Die Ernte läuft auf Hochtouren.
Von Manuela Mayr, Augsburg/Memmingen. Wer kann, verkrümelt sich bei diesen Temperaturen in den Schatten, bewegt sich nur so viel wie nötig und verschiebt anstrengende Arbeiten auf später.
Viele Landwirte haben jetzt allerdings keine Wahl. Die Ernte lässt sich nicht verschieben. Bis in die Nacht hinein fahren Mähdrescher und Traktorgespanne, beladen mit Heu und Getreide.
Hochbetrieb haben jetzt vor allem die Maschinen- und Betriebshilfsringe, die Erntefahrzeuge inklusive Fahrer als Selbsthilfe-Organisation von Landwirt zu Landwirt vermitteln, damit nicht jeder eine Vielzahl kostspieliger Maschinen kaufen muss. 260 Maschinenringe gibt es bundesweit. Daneben erledigen auch Lohnunternehmen die Ernteaufträge, zum Teil in Zusammenarbeit mit den Maschinenringen. Und alle haben viel zu tun.
Richtig heiß geht es zurzeit im Landkreis Unterallgäu her - aus klimatischen Gründen. Die Wintergerste, die beispielsweise in Niederbayern schon vor zwei Wochen eingefahren wurde, ist dort jetzt erst reif. Aber gleichzeitig muss auch der Raps gedroschen werden - zwei Wochen früher als üblich.
Die feuchte und warme Witterung der letzten Wochen hat allem, was wächst, einen Schub gegeben. "Alle Getreidearten sind früher dran als sonst", heißt es beim Maschinenring in Memmingen. Hinzu kommt im Süden des Landkreises, der bereits zum Grünlandgürtel des Voralpenlandes gehört, der dritte Schnitt beim Heu.
Wintergerste, Raps und Heu gleichzeitig. Wie ist das organisatorisch zu schaffen? "Ein sehr enger Zeitplan", so Maschinenring-Geschäftsführer Hans-Willi Häring, sei nötig, damit jeder Landwirt vor dem nächsten Gewitter das bekommt, was er braucht: Den Häcksler für die Silage, den Mähdrescher, die Heupresse. Es sei jetzt wichtig, dass Landwirte, die Arbeiten ausführen, nicht weit fahren müssen von einem Auftrag zum anderen.
Von den rund 1500 Mitgliedern des Unterallgäuer Maschinenrings lassen etwa die Hälfte nur Arbeiten machen, 15 Prozent führen nur Arbeiten aus, die übrigen sind beides: Dienstleister für Kollegen, wenn gerade Spielraum ist und Leistungsempfänger bei bestimmten Arbeiten, für die sie die Maschinen selbst nicht haben. Das System funktioniert seit mehr als 50 Jahren. Nicht für jede Landwirtsfamilie muss also die Erntezeit automatisch Stress bedeuten. Eine Runde schwimmen mit den Kindern im Baggersee - warum eigentlich nicht?
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