Erst die Filialen, dann die Produktion
Wie der Bäcker Höflinger und die Tochter des Gründers Müller-Brot retten wollen
München/Neufahrn Die Filialen der insolventen Großbäckerei Müller-Brot sollen noch vor Ostern von der Tochter des Gründers und der Münchner Bäckerei Höflinger übernommen werden. „Morgen oder gar nicht“, sagte Franz Höflinger. Der Sprecher von Insolvenzverwalter Hubert Ampferl ergänzte: „Wir gehen davon aus, dass wir kurzfristig eine Einigung erzielen können.“ Nach dem Scheitern des Rückkaufs durch den Ex-Besitzer Klaus Ostendorf seien Eva Müller und Höflinger die einzigen Bieter für das Filialnetz und die Backfabrik.
Allerdings zeichnen sich getrennte Wege ab, was die Übernahme der Brotfabrik in Neufahrn bei Freising und den Kauf der Filialen betrifft. „Es geht jetzt in erster Linie um die 156 Filialen, die wir übernehmen und schon über Ostern mit guter Ware von Handwerksbäckern aus München und Umgebung beliefern wollen“, sagte Höflinger. Ob die Filialen weiter Müller-Brot heißen, ist nach seinen Worten ungewiss. „Es kann sein, dass aus ein paar Müller-Brot-Filialen Höflinger-Filialen werden“, sagte der Bäckermeister, „aber Höflinger bleibt Höflinger und Müller bleibt Müller.“
Erst nach Ostern wollen Höflinger und Eva Müller mit dem Insolvenzverwalter über die Brotfabrik in Neufahrn sprechen. „Wir würden sie gerne übernehmen, aber sie gehört der Bank beziehungsweise Ostendorf“, sagte Höflinger. Er bezog sich dabei auf Schulden bei Gläubigern und auf die moderne Produktionslinie 25, die Ostendorf gehört. Wie es heißt, hatte Ostendorf die Backstraße in den Besitz seiner eigenen Firma Backwelt übernommen und dann von Müller-Brot stolze 250000 Euro jährlich Miete dafür kassiert. „Eine der großen Sauereien“, hieß es aus Unternehmenskreisen dazu. Höflinger geht davon aus, dass zur Übernahme dieser Anlage direkte Gespräche mit Ostendorf notwendig sind. Betriebsratschef Ender Onay sagte: „Ohne die kann die Produktion nicht laufen.“
600 Arbeitsplätze sollen erhalten bleiben
Eva Müller, die Müller-Brot bis 2003 leitete, sagte, in den vergangenen Tagen sei viel Porzellan zerschlagen worden. „Ich bin aber nach wie vor interessiert. Es wäre doch schön, wenn wir bald wieder produzieren könnten.“ Nach ihren und Höflingers Plänen sollen rund 600 der zuletzt etwa 1100 Arbeitsplätze erhalten bleiben. Entschieden widersprach Ampferls Sprecher Christoph Möller der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), wonach die noch verbliebenen 400 Mitarbeiter von Müller-Brot jetzt wohl ebenso freigestellt würden wie bereits ihre 700 Kollegen. „Das stimmt nicht. Die Filialen müssen weiterlaufen“, sagte er.
Der vorherige Müller-Brot-Besitzer Ostendorf hatte die Produktion wegen Mäusedreck und Ungeziefer am 30. Januar auf Anordnung der Lebensmittelaufsicht stilllegen müssen und Insolvenz angemeldet. Der Gläubigerausschuss hatte vorige Woche überraschend sein Rückkaufangebot angenommen. Ostendorf machte am Dienstag jedoch einen Rückzieher. Er und Ampferl geben sich gegenseitig die Schuld dafür.(dpa)
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