Auch der Papst ist Organspender
Wie sieht die Kirche die Organspende. Darüber sprachen wir zum Tag der Organspende mit Weihbischof Anton Losinger, der Mitglied des deutschen Ethikrats ist.
: Das stimmt. Eine lebenswerte Zukunft und manchmal auch das Überleben für annähernd 12 000 Menschen in Deutschland hängt von dringend benötigten Organen ab. Innerlich stimmt eine große Mehrheit einer Organspende zu. Wenn es aber zum konkreten Schwur kommt mit Organspendeausweis und Unterschrift, dann entsteht das Problem. Es ist die Motivationsstruktur, über die wir nachdenken müssen.
: Die freiwillige Organspende wird als ein Akt der Nächstenliebe betrachtet. Die Päpste Johannes Paul II. und Benedikt XVI. haben sich klar dazu bekannt. Voraussetzung ist, dass die Integrität des eigenen Leibes geschützt sein muss. Es darf auf niemanden Druck in irgendeiner Form ausgeübt werden, ein Organ zu geben. Papst Benedikt hat übrigens nach eigenem Bekunden einen Organspendeausweis.
: Wir denken, dass wir uns von einer Zustimmungslösung zu einer Widerspruchslösung bewegen müssen. Das ist ein Paradigmenwechsel. Länder wie Österreich und Spanien haben gute Erfahrungen damit gemacht. Wir halten die Widerspruchslösung ethisch und verfassungsrechtlich für vertretbar. Dem muss aber die Freiheit der Entscheidung und eine umfassende Information der Bevölkerung vorausgehen. Dazu ist eine effektive Öffentlichkeitsarbeit nötig.
: Diese Club-Lösung für knappe Güter wie Organe ist unter Ökonomen aufgekommen. Ich halte die These für interessant. Und sie hat auch ökonomisch betrachtet etwas Verführerisches, weil damit die Angebot-Nachfrage-Kluft zwischen allgemeiner Zustimmung und konkreter Organspende geschlossen werden könnte. Aber die Lösung ist im Umfeld der Fragen von Leben und Tod und von Menschenwürde nicht meine Position. (ioa)
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