Justizministerin lobt bayerische Bischöfe
Berlin (dpa) - Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) hält das Vorgehen der bayerischen Bischöfe zur Aufklärung von Missbrauchsfällen für beispielhaft. "Der Beschluss der bayerischen Bischofskonferenz eröffnet allen deutschen Diözesen einen neuen Weg", sagte sie der "Berliner Zeitung".
Es sei bemerkenswert, dass in Bayern seit voriger Woche jeder Verdachtsfall von den staatlichen Ermittlungsbehörden geprüft werde. "Der Vorstoß aus Bayern und die Debatte in der Kirche selbst sind ein ermutigendes Zeichen, gerade auch für die Opfer", sagte Leutheusser-Schnarrenberger.
Die Bundesjustizministerin erwartet nun weitere Schritte von Papst und katholischer Kirche im Skandal um den jahrelangen sexuellen Missbrauch von Minderjährigen an kirchlichen Einrichtungen. In der "Frankfurter Rundschau" forderte sie die Kirche auf, dabei künftig enger mit der Staatsanwaltschaft zusammenzuarbeiten. Sie äußerte die Erwartung, dass Papst Benedikt XVI. nach seinem jüngsten Hirtenbrief sich bald direkt zu den Fällen in Deutschland äußert.
Die neue Praxis der bayerischen Bischöfe zeige, "dass in der katholischen Kirche eine Debatte über den Umgang mit Missbrauchs- Fällen in Gang gekommen ist, auch wenn der Vorstoß der bayerischen Bischöfe noch nicht von allen anderen Diözesen geteilt wird". Als vorbildlich bezeichnete Leutheusser-Schnarrenberger die Entscheidung der Evangelischen Kirche, Täter künftig "weder in der Gemeindearbeit noch in der Seelsorge noch in der Arbeit mit Jugendlichen" einzusetzen.
Grünen-Parteichefin Claudia Roth forderte in der "Rheinischen Post" eine unabhängige Untersuchungskommission, die "die Missbrauchsfälle flächendeckend in allen katholischen, staatlichen und privaten Institutionen lückenlos aufklärt". Vom Hirtenbrief des Papstes zeigte sie sich enttäuscht: "Es ist nicht nachvollziehbar, dass der Papst mit keinem einzigen Wort auf die zahlreichen Missbrauchsfälle in Einrichtungen der Katholischen Kirche in Deutschland eingegangen ist." Damit enttäusche er "alle Erwartungen, die es bei den Opfern in Deutschland an ihn gab".
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