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Katholische Kirche
08.02.2019

Missbrauchte Nonne erzählt: "Ich war ein leichtes Opfer"

Dass es in der katholischen Kirche zum Missbrauch von Nonnen kommt, räumte auch Papst Franziskus ein.
Foto: Giuseppe Lami, dpa (Symbolbild)

Doris Reisinger beschuldigt einen Priester, sie mehrfach vergewaltigt zu haben. Im Gespräch erzählt die ehemalige Nonne, wie sie zurück ins Leben fand.

„Mir geht es heute gut“, sagt die ehemalige Ordensschwester Doris Reisinger. Das verwundert zunächst. Vor sechs Jahren hat sie die katholische Gemeinschaft „Das Werk“ in Rom verlassen. Sie sei dort vor elf Jahren von einem Priester mehrfach vergewaltigt worden, berichtet sie. Ein anderer Geistlicher, Pater G., der ihr Hilfe anbot, habe sie im Beichtstuhl sexuell belästigt. Dies hat sie in ihrem Buch „Nicht mehr Ich. Die wahre Geschichte einer jungen Ordensfrau“ beschrieben. Damals hieß sie Doris Wagner.

Heute ist Doris Reisinger, die im mittelfränkischen Ansbach geboren wurde, verheiratet mit einem Mann, der ihr, so sagt sie, wirklich geholfen habe, das Erlebte zu verarbeiten. „Ohne ihn hätte ich nicht überlebt.“ Deshalb könne sie heute darüber reden, habe keinen „negativen Stress“ mehr, sondern positiven. Ihr neues Buch ist auf dem Markt: „Spiritueller Missbrauch in der katholischen Kirche“. Die Theologin ist derzeit jeden Tag zu Vorträgen unterwegs oder führt Gespräche. Ihr Telefon klingelt ständig, erzählt sie.

„Ich habe, wenige Monate nachdem ich vergewaltigt worden bin, den Mann getroffen, mit dem ich reden konnte und dem ich etwas bedeutet habe. Das hat alles verändert.“ Auch er war ein Mitbruder. Mit ihm ist sie verheiratet und hat ein gemeinsames Kind. Er habe der jungen Nonne klargemacht: „Das hätte dir nicht passieren dürfen, das ist schlimm.“

Als junge Frau war sie noch unsicher

Die Theologin und Autorin Doris Reisinger fordert, dass sexueller Missbrauch an Nonnen systematisch aufgearbeitet werden muss.

Das klingt selbstverständlich. Sexualisierte Gewalt ist ein Verbrechen. Niemand sollte sie erleben müssen. Für die junge Doris Wagner, die kurz nach ihrem Abitur mit Anfang 20 ihre weltliche Familie verließ und in die selbst ernannte geistliche Familie „Das Werk“ eintrat, war nichts selbstverständlich. Nach und nach wurde sie dort zu einer menschlichen Hülle. Sie stand von morgens bis abends in der Küche, durfte nicht mit der Außenwelt kommunizieren, sollte keine Bücher lesen. Strikter Gehorsam war oberstes Gebot, Selbstaufgabe das Ziel. Das sei von Gott so gewollt, hieß es.

Sie verlor ihr Selbst, ihr „Ich“ war nicht mehr greifbar. In dieser Situation geschah der massive Übergriff des Priesters, so Reisinger. „Ich war ein leichtes Opfer.“ Als sie sich entschloss, in die geistliche Gemeinschaft einzutreten, sei sie noch kein gefestigter Mensch gewesen, leicht beeinflussbar – „wie viele Menschen zwischen 15 und Anfang 20“. Sie hätte sich jemanden gewünscht, der sie damals geschützt hätte, der geschaut hätte, worauf sie sich einlässt. Es müsse Kontrollmechanismen in der katholischen Kirche geben, sagt sie.

Vergewaltigung: Oberin machte ihr nur Vorwürfe

Ihr ist klar: „Man wird nie verhindern können, dass junge Menschen anfällig sind für solche Strukturen, für solche Gruppen und Ideologien.“ Denn in diesem Alter gehe man gerne Risiken ein, das sei „entwicklungspsychologisch so angelegt“, sagt Doris Reisinger. Seit 2003 gehörte sie zu der zwei Jahre zuvor vom Papst anerkannten Kongregation, acht Jahre später begann ihr heutiges, selbstbestimmtes Leben. 2014 machte sie ihre Geschichte öffentlich. 2018 schrieb die heute 35-Jährige einen bemerkenswerten Aufsatz zum sexuellen Missbrauch an Ordensfrauen, überschrieb ihn mit #NunsToo.

Ihr großes Glück, dieser für sie unheilvollen Situation zu entrinnen, sei für sie eine Verpflichtung, darüber zu reden, andere zu warnen, zu analysieren, Wege aufzuzeigen, Forderungen an die Institution Kirche zu stellen. Aber der Schritt, in die Öffentlichkeit zu gehen, geschah zunächst mit dem „Mut der Verzweiflung“. Das habe viel Kraft gekostet. Sie wusste, in die Ordensgemeinschaft würde das nicht hineindringen.

Im „Werk“ wurden ihr damals, als sie mit der Oberin über ihre Vergewaltigung sprechen wollte, nur Vorwürfe gemacht. Sie wurde vom Opfer zur Täterin. Sie sei schuld daran, was ihr passiert sei und wenn sie nicht schweigen würde, schade sie der Gemeinschaft, hieß es. Diese Einschüchterungen folgten dem üblichen Muster. Auch andere Opfer haben diese Manipulation erlebt, entweder vom Täter selbst oder von den Menschen, denen sie sich anvertrauen wollten. Diese Geschichten wurden und werden immer wieder von Betroffenen erzählt. Das Verhalten hat System.

Doris Reisinger ist enttäuscht, dass der Papst "keinen Plan hat

Mittlerweile wurde Doris Reisinger immer mehr bewusst, dass ihrem sexuellen Missbrauch ein geistlicher beziehungsweise ein spiritueller Missbrauch vorausging. Sie sei nach Belieben geformt worden und von Forderungen eingezwängt gewesen. Das habe keine vernünftige Auseinandersetzung mit ihrem Glauben ermöglicht. Im Gegenteil. Sie bezeichnet es als „einfach nur gefährlich, wenn jemand verlangt, sich aufzugeben, nicht mehr selbst zu denken und zu handeln“. Das sei mit nichts zu rechtfertigen – „auch nicht mit Religion“.

An diesem Samstag wird Doris Reisinger in Würzburg bei einem theologischen Fachgespräch einen Vortrag halten. Sie freut sich darauf, denn die Theologie gehört zur Kirche und sei beim Thema Missbrauch viel zu lange still gewesen. In Würzburg wird wohl auch die Aussage von Papst Franziskus Thema sein. Er räumte während seines Rückflugs von Abu Dhabi nach Rom am Dienstag den sexuellen Missbrauch von Nonnen in der katholischen Kirche ein, sprach von einem Problem. Doris Reisinger spricht von einem „Meilenstein“, erstmals habe jemand in dieser Position in der katholischen Kirche sich „so offen“ dazu geäußert.

Andererseits ist die 35-Jährige aber auch enttäuscht, dass der Papst „keinen Plan hat“. Sie befürchtet, dass es bei dem Bekenntnis bleiben, aber keine systematische Aufarbeitung und Bestrafung der Täter geben wird. „Erst wenn Frauen auf allen Ebenen der Kirche auf Augenhöhe sind mit Männern und wenn überhaupt niemand in der Kirche mehr in die Position gebracht wird, dass er sich einem anderen unterwerfen muss, erst dann wird es keinen Missbrauch mehr geben“, sagt die Theologin.

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