Kein Platz für schwierige Exoten
Die Auffangstation für Reptilien in München ist mehr als ein Tierheim. Der Verein übernimmt wichtige Aufgaben, braucht aber selbst Hilfe. Nun nimmt sich der Landtag der Sache an.
Wer hier arbeitet, darf keine Schlangenphobie und auch keine Angst vor engen Räumen haben. Ein kleines Büro mit gefühlt zehn Quadratmetern Grundfläche, ein Schreibtisch und drumherum, neben- und übereinander 16 Terrarien und Aquarien mit Fischen, Schildkröten und „mindergiftigen Schlangen“. Die exotischen Tiere werden hier nicht gehalten, weil der Tierarzt Markus Baur sie so gerne ganz nahe bei sich hat. Vor zwei Jahren hat ihn ein Netzpython geschnappt – nicht giftig, aber schmerzhaft und unangenehm. Vor einem halben Jahr wurde er von einer Brillenkobra gebissen – ziemlich giftig und folgenreich. Baur ist immer noch in Behandlung.
Die Räume der Auffangstation für Reptilien sind voll
Dennoch nimmt er zumindest die weniger giftigen Schlangen bei sich im Büro auf. Er hat schlicht keine andere Wahl. Die Auffangstation für Reptilien in München, die Baur leitet, ist voll – buchstäblich bis unter die Decke. Im Keller die schwierigeren Tiere: Alligatoren, Würgeschlangen, Schnappschildkröten und – in einem Raum mit Sicherheitsschleuse – die Giftschlangen. In den anderen Räumen im Keller und im Erdgeschoss die weniger heiklen Exoten. Jede freie Ecke ist voll. Da muss halt auch im Büro des Chefs jeder Quadratmeter genutzt werden.
Die Auffangstation, die in der Kaulbachstraße am Englischen Garten in Räumen der Ludwig-Maximilians-Universität mehr schlecht als recht untergebracht ist, ist mehr als ein Tierheim für Exoten. Es ist eine Einrichtung, die nach Auffassung aller Tierschutzexperten im Landtag, schlicht unverzichtbar ist.
Wo immer illegal gehaltene Tiere entdeckt, wann immer Exoten vom Zoll beschlagnahmt werden, wann immer Besitzer von Schildkröten, Leguanen, Chamäleons oder Krokodilen sterben – der Münchner Verein nimmt die Tiere auf. Außerdem kümmern sich die Tierärzte der Station um die Schulung von Bundeswehrsoldaten, die zu Einsätzen in Gegenden mit Gifttieren müssen. Sie erstellen Gutachten, beraten Tierhalter und kümmern sich um private Abnehmer, die die artgerechte Haltung der Exoten sicherstellen.
Landtag debattiert über neuen Räume
Trotz des Zuspruchs von allen Seiten aber ist es seit Jahren nicht gelungen, für den Verein eine neue Bleibe zu finden. Nun nimmt sich der Landtag der Angelegenheit an. Ein runder Tisch ist eingerichtet. Heute wird im Umweltausschuss ein Antrag der Freien Wähler diskutiert, wie der Staat noch mehr für den Verein tun und ihm bei der Suche und Finanzierung eines neuen Gebäudes helfen könne.
Die Parteien sind sich einig. Marcel Huber (CSU), der frühere bayerische Umweltminister und jetzige Chef der Staatskanzlei, hat schon mehrfach geholfen. Isabell Zacharias (SPD) betont, in der Einrichtung müsse nicht nur für artgerechte Haltung der Tiere, sondern auch für „artgerechte Arbeitsplätze“ gesorgt werden. Benno Zierer (Freie Wähler) weist auf die „desolate Situation“ hin. Und Christian Magerl (Grüne) sagt, die Station habe „Vorbildcharakter in ganz Deutschland. Wir müssen sie neu auf die Füße stellen und erhalten“.
Nur wo das Geld für neue Räume herkommen soll – das weiß bisher niemand.
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