G 8 oder G 9: Unterrichtsqualität bei Reform des Gymnasiums im Vordergrund
Eine Expertenanhörung im bayerischen Landtag schärft den Blick für das Wesentliche der Reform des Gymnasiums: Die Qualität des Unterrichts soll im Vordergrund stehen.
In die Debatte um die Reform des Gymnasiums in Bayern ist eine neue Sachlichkeit eingekehrt. Nach einer Expertenanhörung im Landtag zeigten sich gestern Bildungspolitiker aller vier Fraktionen darin einig, dass Verbesserungen der Unterrichtsqualität und der individuellen Förderung im Vordergrund stehen müssen. Der Dauerstreit um G 8, G 9 oder Wahlfreiheit trat in den Hintergrund.
Zur Überraschung einiger Abgeordneter sprachen sich nur der Philologenverband und der Landesschülerrat für ein Gymnasium aus, das im Prinzip neun Jahre dauern soll, auf Wunsch aber auch in acht Jahren absolviert werden kann. Die elf anderen Experten – Lehrer, Wissenschaftler, Elternvertreter – votierten entweder für ein G 8 oder für einen Parallelbetrieb oder legten sich bei der Dauer gar nicht fest.
Experten: Unterricht an bayerischen Gymnasien muss besser werden
Wichtiger war den Experten ohnehin die Qualität des Unterrichts. Die Bildungsforscher Grit im Brahm (Uni Bochum) und Manfred Prenzel (TU München) wiesen darauf hin, dass es von den Bildungsergebnissen her zwischen G 8 und G 9 keine Unterschiede gebe. Auch sei bei G-8-Schülern weder ein höheres Maß an Stress noch eine Vernachlässigung außerschulischer Aktivitäten wie Sport und Musik zu beobachten. Unterschiede gebe es, wie der hessische Schuldirektor Helmut Sämann sagte, nur beim persönlichen Reifegrad der Absolventen.
Das Hauptargument der G-9-Befürworter – „Bildung braucht Zeit“ – ließen zwar alle Experten gelten. Zeit aber, so lautete eines der Gegenargumente, könne ohne Qualitätsverlust auch durch eine „Entfrachtung“ des Stoffs oder verbesserte Lehrmethoden geschaffen werden. Nur ein Argument für eine Rückkehr zum G 9 blieb unwidersprochen im Raum stehen: dass sich damit vielleicht mehr Schüler in Bayern ans Gymnasium locken lassen. Die Abiturientenquote im Freistaat nämlich liege deutlich unter dem Bundesdurchschnitt.
G 8 oder G 9? Bildungsexperten unentschlossen im Streit um Reform
Die Bildungsexperten der vier Fraktionen äußerten sich zufrieden über die Anhörung. Otto Lederer (CSU) und Thomas Gehring (Grüne) hoben die Forderung nach höherer Unterrichtsqualität und mehr individueller Förderung hervor. Gehring erkannte in der Anhörung ein „Plädoyer für ein Ganztagsgymnasium“. Der Vorsitzende des Bildungsausschusses, Martin Güll (SPD), sagte: „Die Kernbotschaft war, dass sich das Gymnasium inhaltlich ändern muss.“ Und auch Günther Felbinger (Freie Wähler) fühlt sich in seiner Kritik bestätigt: „Alle Experten sind sich einig, dass es Veränderungen geben muss.“
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