Kampagne für saubere Isar-Ufer eskaliert in Sexismus-Streit
Eigentlich sollte die Kampagne "Deine Isar" starten, um die Müllberge an der Isar in München zu verringern. Doch statt um Umweltschutz geht es jetzt um Sexismus.
In München sollte eigentlich eine Kampagne starten, um die Ufer der Isar sauber zu halten. Denn nach warmen Sommerabenden mit Party und Grillerei, bleibt an Münchens Fluss viel Müll zurück. Doch es gibt Ärger um die geplante Aktion der Initiative "Deine Isar". Und der kommt ausgerechnet aus der Ecke der Grünen. Die Vorsitzende der Münchner Grünen, Katharina Schulze, findet die Kampagne nämlich sexistisch.
Grünen-Politiker ärgert sich über Isar-Kampagne: "Sexismus pur"
"Müllprobleme an der Isar löst man nicht mit noch mehr Müll", echauffiert sich Katharina Schulze in ihrer Pressemitteilung, die auch auf ihrer Homepage zu lesen ist. Die Grünen-Politikerin nimmt Anstoß an den sogenannten "Müllfeen". Die sind Teil der Isar-Kampagne. Auf Fahrrad-Rikschas sollen die jungen Frauen und Männer auf Isar-Tour gehen und an den Ufern des Flusses Müllbeutel verteilen und mit den an der Isar Verweilenden auch ins Gespräch kommen.
Dabei ist angedacht, dass die Müllfeen Shirts mit frechen Sprüchen, wie "Müllfee? Mach's dir doch selbst" oder "Dreckskerle kriegen nie was rein" tragen. Diese Shirts wurden unlängst bei einer Präsentation in München von zwei jungen Frauen getragen. Diese Präsentation brachte die Grünen-Politikerin offenbar auf die Palme. "Willkommen im 18. Jahrhundert, München! Frauen in pinken Hot Pants, als Müll-Feen deklariert, verteilen Mülltüten. Sexismus pur", wettert die Grünen-Politikerin, die in ihrer Pressemitteilung verkündet, die Gleichstellungsstelle der Stadt München einschalten zu wollen.
Kritik für Initiatoren unverständlich
Für die Gründer der Initiative "Deine Isar" ist die Kritik völlig unverständlich. Michael Knoch, der zusammen mit seinem Agenturpartner Hartmut Keitel die Kampagne bereits im vergangenen Jahr ins Leben gerufen hatte, sieht die Intention durch die Kritik der Grünen-Vorsitzenden Münchens in den Dreck gezogen. "Der Sexismus-Vorwurf ist haltlos", sagt Knoch. Mit der Kampagne wolle man junge Leute ansprechen und sie für die Müllproblematik an der Isar sensibilisieren. Denn gerade nach den Wochenenden sehe es an den Ufern der Isar immer so schlimm aus. Mit einem Schild "Unrat abladen verboten" würde man in der heutigen Zeit keine Aufmerksamkeit mehr erregen, so Michael Knoch von der Münchner Werbeagentur. Man habe die frechen Slogans gewählt, damit sich die Jugendlichen angesprochen fühlen und sich um ihren Müll kümmern. "Dabei sehen wir uns nicht als Partyverderber. Wir wollen mit jährlichen Kampagnen und einprägsamen Slogans ein Umdenken erzeugen."
Wie die Aktion mit Müllfeen gedacht ist, erklärt Michael Knoch. Dreier-Teams sollen auf einer Fahrradrikscha die Isar-Ufer entlang fahren und Mülltüten verteilen. Die Rikschahs seien mit dem Logo "Hier kommt die Müllfee" versehen. "Die Teams sollen nicht nachts fahren und auch nicht sexuell aufreizend gekleidet sein", betont Knoch mit Blick auf die Kritik der Grünen-Vorsitzenden. "Die können anziehen, was sie wollen." Noch bei Helligkeit sollen die Müllfeen auf ihren Rikschas losziehen und das Grill- und Partyvolk an der Isar darauf aufmerksam machen, den eigenen Müll auch wieder mitzunehmen.
Die Initiative "Deine Isar" würde sehr viel Unterstützung erfahren. Auch jetzt während des "Sexismus-Streits". "Wir bekommen zu 90 Prozent Solidaritätsbekundungen." Das freut die Initiatoren natürlich. "Uns ist es wichtig, dass die Aktion nicht durch diese Sexismus-Kritik verwässert wird", sagt Knoch. Einen prominenten Schirmherren, der hinter der Aktion steht, haben die Initiatoren: Münchens Oberbürgermeister Christian Ude. Der kann die Kritik an der Kampagne nicht verstehen.
Gegenüber der Abendzeitung sagte Ude, dass er in Fragen sexistischer Werbung nach 20 Jahren Gleichstellungsstelle "sehr sensibilisiert" sei. "Ich habe hier die Kritik aber nicht verstanden", sagt Ude. Münchens Oberbürgermeister findet es lobenswert, dass die Aktion durch bürgerschaftliches Engagement entstanden ist. Sie versuche, jugendliche Gruppen in einer angemessenen Sprache am „Krawattl zu packen“, meint Ude gegenüber der Münchner Zeitung. „Das sollte man nicht so humorlos angreifen.“
Die Initiatoren Hartmut Kneitl und Michael Knoch jedenfalls warten jetzt erst noch ab, ob und wann sie ihre Kampagne starten.
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