Amoklauf angedroht: 58-Jähriger vor Gericht
In München muss sich ein 58-Jähriger wegen versuchten Mordes in 38 Fällen verantworten. Der Mann hatte in einem oberbayerischen Krankenhaus einen Amoklauf angedroht, weil er sich rächen wollte.
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Mann am 10. März dieses Jahres beim nächtlichen Besuch des Krankenhaus in Hausham (Kreis Miesbach) ein Gewehr dabei hatte, um den Tod seiner Mutter zu rächen. Die 90-Jährige war wenige Tage zuvor in dem Krankenhaus gestorben.
Der Angeklagte wurde von einem diensthabenden Arzt überwältigt, bevor er die unter einem Schlafsack verborgene Büchsflinte hervorholen konnte. "Ich kenne den Geruch von Schusswaffen, mein Großvater war Jäger", hatte der 28 Jahre alte Zeuge bei der Polizei angegeben. Eine Klinikangestellte hörte den Besucher leise sagen: "Sie haben meine Mutter elendiglich verrecken lassen". Bei seinem ersten Verhör gab der Angeklagte laut Polizei an, er habe in der Klinik nachschauen wollen, ob er "Geist und Seele der Mutter auf der Station noch spüren könnte", er habe "noch etwas von ihr aufnehmen wollen".
Der gelernte Maler und Lackierer sagte nichts zur Anklage. Sein Anwalt bestritt die Mordabsicht. Er sehe "keinen Eintritt ins Versuchsstadium", formulierte der Verteidiger. Das Gewehr habe er "aus Angst" mitgenommen. Im Laufe der "schwierigen" Vernehmung sei schließlich der Satz gefallen: "Die Ärzte sind schuld, wenn sie sich mehr gekümmert hätten, wäre sie nicht gestorben". Daraus schließt die Staatsanwaltschaft, dass der Mann einen Amoklauf plante.
Der Angeklagte stand zur Tatzeit unter der Ersatzdroge Methadon, mit der seit 14 Jahren seine Heroinabhängigkeit behandelt wird. Nach seinen Angaben geriet er mit etwa 18 Jahren in die Drogenszene. Nach mehreren Entzugstherapien sei er immer wieder rückfällig geworden. Dank der Substitutionsdroge sei er seit Jahren "clean". Auf Zeugen wirkte er in der Tatnacht "gedämpft", der Vernehmungsbeamte bezeichnete ihn als "konfus". Der Prozess dauert an. dpa/lby
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