Die Medizin schaut nach Günzburg
Einer der modernsten Operationssäle Europas ist am Bezirkskrankenhaus Günzburg eingeweiht worden. Damit sollen Patienten hocheffizient und sicher behandelt werden. Die Funktionsweise soll einem Autonavigationssystem ähneln. Von Georg Schalk
Von Georg Schalk
Günzburg - Am Bezirkskrankenhaus (BKH) Günzburg ist am Freitag einer der modernsten Operationssäle Europas eingeweiht worden.
In dieser "Brainsuite" können die Chirurgen noch während des Eingriffs Aufnahmen vom Gehirn des Patienten erstellen, um zu überprüfen, ob etwa ein Tumor vollständig entfernt worden ist. Die Kosten für das vier Millionen Euro teure Projekt teilen sich der Freistaat Bayern zu zwei Dritteln und das Land Baden-Württemberg zu einem Drittel.
"Hier ist die höchste Technologie in einem Objekt zusammengeflossen", sagte der baden-württembergische Forschungsminister Peter Frankenberg. Sein bayerischer Kollege, Gesundheitsminister Markus Söder, lobte: "Diese Einrichtung ist ein Highlight in der medizinischen Versorgung und ein besonders wichtiges Signal für das BKH Günzburg."
Der hochmoderne OP-Trakt der Neurochirurgischen Klinik ist seit Ende September in Betrieb. Seitdem wurden dort 35 Patienten behandelt. Eine Patientin kam bis aus Kanada. Damit sei eine hocheffiziente und sichere Behandlungsmöglichkeit möglich, hieß es. "Im Prinzip funktioniert das wie das Navigationssystem eines Autos. Aber anstatt Autos durch die Großstadt zu dirigieren, weist das System Chirurgen den Weg durch das menschliche Gehirn. Und das mit sehr hoher Präzision", erläuterte Rainer Birkenbach vom Münchner Medizintechnik-Unternehmens Brainlab.
"Wir können das System für unsere Patienten gewinnbringend für eine Reihe von Indikatoren einsetzen", betonte Professor Christian Rainer Wirtz, Ärztlicher Direktor der Neurochirurgischen Klinik. Dazu gehörten in erster Linie bösartige und gutartige Hirntumoren sowie Tumoren der Hirnanhangdrüse.
"Dass die Klinik auf bayerischem Boden steht und die Universität, zu der sie gehört, jenseits der Landesgrenze liegt, ist in der bundesdeutschen Krankenhaus-Landschaft wohl einmalig", hob Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert hervor. "Für die Klinik ist dies ein wichtiger Tag, aber auch für die ganze Region und das Einzugsgebiet des Bezirkskrankenhauses", meinte er.
Laut Prof. Reinhard Marre, Ärztlicher Direktor der Uniklinik Ulm, hat sich in Günzburg zusammen mit Ulm ein Verbund der Spitzenmedizin entwickelt. "Dass wir mit der Brainsuite von hier aus auch künftig bedeutsame Forschungsergebnisse generieren, macht uns stolz und poliert quasi unser Firmenschild auf Hochglanz", sagte Thomas Düll, Vorstandsvorsitzender der Bezirkskliniken Schwaben.
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