Prozess gegen Todespfleger ab Februar
Kempten(lb). Ein 26-jähriger Krankenpfleger aus Sonthofen im Allgäu muss sich ab Februar 2006 wegen einer deutschlandweit einmaligen Todesserie vor dem Landgericht Kempten verantworten. Ihm werden 29 Todesfälle angelastet. Die Staatsanwaltschaft hat in 16 Fällen Anklage wegen Mordes, in zwölf Fällen wegen Totschlags und wegen eines versuchten Totschlags erhoben.
Zusätzlich muss sich der Pfleger wegen einer Tötung auf Verlangen, zwei Fällen der gefährlichen Körperverletzung und fünf Diebstählen verantworten. Der 26-Jährige soll die meist hoch betagten Patienten mit einem Medikamentencocktail betäubt und umgebracht haben. Der Prozess ist bis Ende Mai auf 22 Verhandlungstage angesetzt. Es sollen 87 Zeugen und drei Sachverständige gehört werden.
Der mutmaßliche Mörder war im Juli 2004 unter Verdacht geraten, nachdem im Sonthofener Krankenhaus ein Medikamentendiebstahl aufgedeckt worden war. Bei einer Durchsuchung fand die Kriminalpolizei in der Wohnung des Verdächtigen Ampullen von Arzneimitteln, die in ihrer Kombination tödlich wirken. In der Dienstzeit des Pflegers waren insgesamt 83 Patienten gestorben. Im Zuge der Ermittlungen waren 42 Leichen exhumiert worden. In 23 Fällen waren Rückstände von Medikamenten gefunden worden, die nicht ärztlich verordnet worden waren.
Der Krankenpfleger hatte zunächst 15 Tötungsdelikte, eine Tötung auf Verlangen und eine versuchte Tötung gestanden. Als Motiv hatte er angegeben, er habe die schwer kranken Patienten von ihrem Leid erlösen wollen. Die Ermittlungen hatten aber ergeben, dass in mindestens sechs Fällen die Opfer nicht todkrank gewesen seien. Sechs weitere Patienten sollen während der Tat bei vollem Bewusstsein gewesen sein. Die Staatsanwaltschaft hat für die 16 Mordfälle "niedrige Beweggründe" und in zugleich 13 Fällen "Heimtücke" bejaht. Anhaltspunkte für eine verminderte oder fehlende Schuldfähigkeit des Angeklagten gebe es nicht.
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